Donnerstag, 19. November 2009

Tamara und Elisa finanzieren ihr Studium

Die F. ließ sich heute von professioneller Hand das Haar zurechtschneiden und sprach sich nebenbei mit dem Friseur über einen möglichen Werdegang zum Zuhälter aus. Welche Qualifikationen muß man mitbringen? Sind Gewaltbereitschaft, Migrantenhintergrund und körperliche Fitness ausreichend? Oder gehört auch ein gewisses Maß an Intelligenz zu den Berufsvoraussetzungen? Die Friseurlehröse, welche zur Zeit im Salon beschäftigt wird, schließt nach drei Jahren ihre berufliche Ausbildung ab, des Zuhälters Weg verläuft schlängelnd und wenig vereinheitlicht. Außerdem erfreut man sich großer Unbeliebtheit. Der Antipathiegrad eines Zuhälters kann sich mit Sicherheit locker mit dem des Polizisten oder Arbeitsamtangestellten messen. Zahlreiche Anschuldigungen muß man sich anhören, keiner mag einen. Frauenhäuser bringen einem großes Mißtrauen entgegen. Die Welt ist grau und ohne Freunde. Wo Polizisten jedoch bedauerlicherweise zu unrecht in der Ausübung ihrer Arbeit angefeindet werden und die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit die mangelnde Erziehung ihrer Kunden leider jeden Tag ausbaden müssen, kann den Zuhältern mit gutem Gewissen gar nicht genug Abscheu gezeigt werden. Sie sollten es sein, die beige Karottenhosen und häßliche Dienstmützen zu tragen verpflichtet sind, sie sollten pro Tag 200 verzweifelte, sozial abgestiegene Subjekte abservieren müssen! Der Welt Mißmut und Gram könnte Nützliches leisten, wenn er sich über die pomadenen Häupter der Zuhälter in üppigen Strömen ergöße! Die negative Energie, die in allen Bevölkerungsschichten tagein, tagaus gegen unschuldige Mitbürger verpufft, muß den Zuhälter wuchtig in seine hoffentlich durch böse Taten verkümmerten Genitalien treffen!
Senioren,  spart Euren Ärger gegen lärmende Kinder und die aufmüpfige Jugend und entsendet schauderhaft vibirierende Wellen gegen Zuhälter!
Junge Menschen, erzürnt Euch nicht über die immergleichen Frisuren der Senioren und klagt sie nicht an, weil sie immer beige, grau, olivgrün oder braun tragen - werft Euren Zorn auf die Zuhälter.
Hundehalter, wettert nicht gegen Radfahrer, weil diese zu schnell fahren und unachtsam sind; Radfahrer, beschimpft nicht die Hundebesitzer, weil sie ihre Tiere leinenlos laufen lassen - schickt Eure Flüche den Zuhältern!
Gesellschaft, knechte nicht die Frauen, weil sie in Deinen Augen zu wenig gebären und zuviel an ihre Karrieren denken - verurteile die Zuhälterschaft!
Menschen geboren vor 1995, denkt milde an den Musikgeschmack der jüngeren Generationen und ladet Eure Aggressionen auf die Zuhälter; Menschen geboren nach 1995, nehmt die Hosen aus den Socken und schreibt Petitionen an Kreuzberger Musikanten, auf das sie in den Krieg ziehen gegen die Zuhälter!
Ihr dünnen, gut rasierten Menschen, vergesst für kurze Zeit, daß die dicken, stark behaarten Menschen mehr Dreck verursachen und deswegen auch öfter putzen sollten - richtet Euren Groll stattdessen gegen den gnadenlosen Moloch der Zuhälterei, der jedem sanften Bürger ein Dornenbusch im Auge sein sollte!
Über 30.000 Einwohner brauchen trotz ihrer großen Zahl keine sexuellen Ventile, sondern sollten auf den Balkon gehen und eine DDR-Luftmatratze aufpusten, statt der Ausbeutung und dem Verlust der Menschenwürde zuzuarbeiten, indem sie in zweifelhaften Etablissements große Mengen an Vaseline verbrauchen. Die gesparte Vaseline wird hunderttausende wundgepusteter Lippen wieder glattbalsamieren und am nächsten Morgen erwacht man in einer besseren Welt.

Donnerstag, 5. November 2009

Tote Kastraten schreien wortlos nach Feuchtigkeit UND Lipiden

Cecilia Bartolli, Mezzosopranistin, wurde in der letzten Ausgabe der Brigitte gefragt, was sie "an kastrierten, toten Männern" fasziniere. Uns allen brannte jene Frage seit Monaten auf den gelmodellierten Fingernägeln, aber gerade die Brigitte zeigte Mut und sprach sich aus, wo eben noch eisiges Schweigen herrschte, prangerte an, wo Mißstände der Leserin bisweilen drückend die Luft zum Atmen nahmen. Dabei wurde die Schwere der mißlichen Lage kastrierter, toter Männer auch rhethorisch klar strukturiert: Diese Herren sind an oberster Stelle kastriert, in zweiter Linie erst tot. Liegt hier eine Wertung vor? Möchte die Brigitte andeuten, daß es schlimmer ist, kastriert, als tot zu sein? Oder handelt es sich um eine Kausalkette; sind die Männer dramatisch verstorben, weil sie mit schmutzigem Spritzbesteck im Séparé einer feministischen Fundamentalistinnenspelunke ihrer Triebknollen beraubt wurden? Darbten sie vor Kummer monatelang dahin, um schließlich vom Leben enttäuscht und gänzlich entmannt einsam zu sterben? Es könnte natürlich auch sein, daß all dies großer Humbug ist und die Adjektive ganz zufällig in ebenjener Reihenfolge dastehen. Die Männer verstarben, man bemächtigte sich ihrer Hoden, verhökerte diese auf dem chinesischen Schwarzmarkt für Suppen und Tinkturen und hatte statt Ideologie und Quälerei in Wirklichkeit nur Taler und Moneten im Sinn.

Frau Bartolli ist das total schnuppe, was die Brigitte so den lieben langen Tag zusammenschreibt. Sie antwortet nämlich ganz lapidar, an toten, kastrierten Männern fasziniere sie "alles". Eine sehr inklusive Einstellung, wie F. findet. Kann einen wirklich 'alles' an einer Sache faszinieren? Außerordentlich positive und lebensbejahende Gesellen können das sicher. Zu denen gehört F. aber nicht. Wenn sie so richtig inklusiv denkt, dann in Verbindung mit dem Verb 'stören'. Es kann einen zum Beispiel 'alles' an einem unsympathischen Menschen stören. Man steigert sich rein, man sucht nach Unrat im Wesen der üblen Person. Ist sie nicht doch etwas zu füllig, überqualifiziert, naiv? Kämmt sie ihr Haar auf bekrittelnswerte Weise? Sind die Klamotten ständig schmutzig oder zumindest geschmacklos und ist nicht ihr Lebensabschnittegefährte eine blöde Sau? Dieses Beispiel zeigt sehr anschaulich, daß mit dem Verb 'stören' so richtig was abgehen kann. Wer sich anständig gestört fühlt, braucht keinen Broterwerb, um den eigenen Kopf auf Trab zu halten. Sich-gestört-fühlen gibt es auch im Mehrspielermodus, zu zweit oder zu mehrt als Team, um Aggressionen abzubauen gar gegeneinander - dem Stören sind keine Grenzen gesetzt. Nicht nur Menschen können stören, auch Zustände haben ordentlich Potential.

Fast jede zweite Frau über 45 neigt zum Beispiel laut Dr.Wolff unter akuter Scheidentrockenheit. Zu Recht ballen also beinahe 50% der Frauen zornig ihre Fäuste in die Lüfte und fühlen sich von zuviel Trockenheit im Schritt massiv gestört. Anders als der private Groll gehen Herrn Schulz von nebenan stellt das so erschreckend häufige Leiden der Scheidentrockenheit ein ernsthaftes Problem dar. Jeder leidet auf seine Weise. Wessen Vagina reibt, der wird sein Leben kaum zusätzlich mit unnützem Geplänkel belasten. Viel zuviel Energie kostet das Wettern über den eigenen Körper, als daß einem noch schöne Verwünschungen gegen die lästigen Mitbürger einfallen würden. Die hungernden Kinder in Afrika scheren sich schließlich auch kaum um den überhängenden Kirschbaum des Nachbarn. Natürlich auch der Tatsache wegen, daß es in Afrika total selten Vorgärten mit Kirschbäumen gibt, weil die Ziegen da zum Fressen gar nicht herankommen würden.

Den scheidentrockenen Frauen kann mittlerweile geholfen werden. Die Vagisan(R) FeuchtCreme bietet Feuchtigkeit UND pflegende Lipide und kann in der Apotheke sogar wortlos erstanden werden. Linderung naht also mit großen Schritten herbei.



"Apotheker und Apothekerinnen wissen [bei Vorlage des Coupons], dass Sie eine Packung Vagisan(R) FeuchtCreme kaufen möchten." So beschrieben soll also der intime Kauf ohne Worte funktionieren. Oh traurige Welt, in der trockene Scheiden stumm über Papierstückchen kuriert werden, weil der Mitmensch sich durch die Terminologie gestört fühlt! Wortreich sollten die Kranken an den Apothekenschalter treten können! Blitzschnell soll es wieder flutschen, damit mehr Zeit bleibt zur Pflege des Griesgrams. Nur das gut geölte Genital läßt dem Träger und der Trägerin Raum für persönlichen Ärger.