Freitag, 3. Oktober 2008

Flug überstanden, Passagiere leben noch


Frankfurt, Main – Flughafen:
Nach ewigem Hin- und Hergerenne wegen der Hundebox, die geröntgt werden sollte, aber nicht konnte, da wohl alle Röntgengeräte im Umkreis von 2 km defekt zu sein schienen, schaffte F. es noch rechtzeitig an Bord des Flugzeuges, wo man ihr auch versicherte, der Hund befinde sich unten im Frachtraum. Sie saß am Fenster neben zwei sehr liebenswürdigen, übergewichtigen Indern, die nie auf Toilette mußten und deswegen immer extra F.s übermächtigem Harndrang Platz zu machen gezwungen waren. Zudem hatten die Inder scheinbar noch nie zuvor in ihrem Leben einen Touchscreen gesehen oder bedient und drückten immerzu mit hohem Kraftaufwand auf dem Bildschirm herum, der daraufhin den Dienst quittierte, was in nur noch heftigerer Drückerei resultierte und schließlich den übernatürlich freundlichen Flugbegleiter auf den Plan rief, der das System neu starten mußte. Die Inder waren dabei dazu angehalten, das Display nicht zu berühren. Dies fiel ihnen sehr schwer und sie rutschten unruhig auf ihren Sitzen hin und her, die Finger in Richtung Display zuckend.
F. schaute mit halber Aufmerksamkeit Indiana Jones und stocherte in den regelmäßig servierten Nahrungsbatzen herum, unablässig Zitronenlimonade trinkend. Die Klimaanlage machte ihre Erkältung schlimmer und sie mußte ihre Taschentücher rationieren. Sie rechnete aus, daß sie bei einem Vorrat von 20 Taschentüchern, in die sie je viermal schnaubte, bei einer Flugdauer von acht Stunden exakt alle 6 Minuten zum Naseputzen berechtigt war. Die stark beanspruchten Papiertaschentücher steckte sie in Ermangelung eines besseren Endlagerungsortes heimlich ganz tief in die Flugmagazinaufbewahrungstasche im Rückenteil des Sitzes vor ihr. Eventuell konnte man sie am Ende des Fluges wiederverwenden, weil sie bis dahin getrocknet waren. Der freundliche Inder neben ihr unterbrach den Touchscreenkraftsport sogar kurz, um das Spektakel interessiert von der Seite zu beobachten.
Als die Maschine endlich Festland erreichte und über Quebec City am Lorentzstrom entlang in Richtung Montréal flog, sah das Wasser von oben ganz platt und hell aus, wie Eis auf dem schon lange Schnee liegt, der mit der Zeit seinen Glanz verloren hat. Bei neun Grad Lufttemperatur war es aber doch nur Wasser.
Die erste Zollprodzedur ging recht flott, das Gepäck kam auch heil an, fehlte nur noch das Tier. Es stand hinter allen Gepäckbändern zwischen zwei Säulen versteckt und am ganzen Leib zitternd in seiner Box, so vom Streß überwältigt, daß es sich gar nicht freuen konnte, F. wiederzusehen. $33,47 (inklusive Steuern) und eine Impfinspektion später durften F. und J. (in der Box ) dann passieren und feierten kurz Wiedersehen mit A., die hinter der Schranke wartete.

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