Donnerstag, 26. Februar 2009

Ein Hund ist doch kein Zirkustier! *empör,empör*

Hier unser neuester Trick. Er steckt noch in den Kinderschuhen, weswegen die Klickerfrequenz beachtlich ist. Wir dehnen zur Zeit aus. Bei Gelegenheit macht F. mal ein Video von der Seite. Falls es nicht gut zu erkennen ist: Das J. steht mit seinen Vorderpfoten auf F.s Füßen und läuft mit den Hinterbeinen mit.

Freitag, 20. Februar 2009

Am Ende meines Körpers von den Füßen ausgesehen

F.s Stirnfalten sind in letzter Zeit öfter gerunzelt, wenn sie sich versonnen vor dem Spiegel betrachtet. So selten dies vorkommt, muß sie doch mittlerweile eingestehen, daß ihre Haarpracht bedenkliche Länge annimmt, ohne die fachkundige Unterstützung eines Friseurs genossen zu haben. Bevor sich also eine Ökoschlenzenmatte bilden kann, muß gehandelt werden. Jedoch: dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn als A. vor einigen Wochen das Abenteuer Haareschneiden wagte, erfuhr sie während des Schneidprozesses gar Schreckliches! Die Friseurausbildung dauert in Kanada inklusive Theorie, Praxis und Prüfung gerade einmal sechs (in Ziffern 6) Monate (nicht Jahre). Dementsprechend ungelenk werkelte der scherenbewährte Jüngling dann auch an A.s Schopf herum, was sich 30 Minuten später in einem bemitleidenswert anzusehenden Pony manifestierte.
Aus diesem Grunde hat F. die Coiffeurophobie gepackt, die panische Angst vor dem Friseurbesuch. Bald schon sieht sie aus wie ein Yeti, konnte sich aber bisher nicht zur Exekution der eigenen Schönheit durchringen. Bis zur Rückkehr nach Deutschland verbleiben sechs Monate (wir erinnern uns, so lange braucht der einheimische Friseur für das Erlernen seines Handwerkes), das menschliche Haupthaar wächst circa 0,33mm pro Tag, also einen cm pro Monat. Mit angstverzerrten Gehirn stellt F. sich ihr Aussehen in einem halben Jahr vor. Sie wird einen Haargummi (ostdeutsch: Zopfhalter) käuflich erwerben und sich einen Schulmädchenzopf binden oder gar einen rosa Plastikhaarreifen verwenden müssen! Es schaudert ihr! F.s irrer Blick bewertet gedanklich jedes Friseurgeschäft an dem sie vorbeiläuft, um an der Aura der dort arbeitenden Menschen den ungefähren Inkompetenzgrad ablesen zu lernen. Wehe wehe! Sie weiß nun, wie Theo Weigel sich damals gefühlt haben muß, als er gezwungen war, sich auf Grund des Mangels an gut ausgebildeten Augenbrauenstutzern jahrelang das obere Gesichtshaar wachsen zu lassen, bis es aussah, als wären pelzige Säuger auf seiner Stirn verendet. Verständlich bleibt, daß F. keinesfalls aussehen möchte, als hätte ein Golden Retriever Welpe auf ihrem Kopf sein frühes Ende gefunden. Keine Macht dem Hippietum! Mit unordentlichen Frisuren droht auch der Drogenkonsum und wer Drogen nimmt, peppt sein Auto mit Unterbodenlicht und Tieferlegung auf und solche Leute wiederum sind unbestritten am untersten Ende der Gesellschaftsleiter angelangt und sollten von rechts wegen ununterbrochen finster angestarrt werden. F. als sehr unbescholtene Bürgerin möchte natürlich nicht so tief sinken.

Zwar nicht gesellschaftlich, aber doch in der Gunst ihrer Ehefrauen und -männer müssen diese armen Menschen zweifelsohne abgrundtief gesunken sein, wenn sie sich an einem Tage mit -15°C Außentemperatur tatsächlich genötigt sehen, in Kanus auf dem St. Lorenz Strom herumzupaddeln. Nur wer kein schönes Heim sein Eigen nennt, durchstößt freiwillig in Spezialkluft die Eisschollen des im Schnitt einen Kilometer breiten Flußes. Die Begegnung mit den verrückten Gesellen war recht seltsam. A., F. und J. standen am Ufer herum, als plötzlich kleine Punkte sichtbar wurden. Man rätselte, was das wohl sein mochte, bis die Kanuten näher ans Ufer kamen und kein Zweifel mehr bestand. Schnell wurde die Handykamera gezückt, während die Flußreisenden einen Snack einnahmen, um dann weiterzuschwimmen. Auf Grund ihrer eventuell schönen Frisuren nach ihrem Stammfriseur zu fragen, kam leider nicht in Frage, da die Herren Helme trugen.

Sonntag, 15. Februar 2009

Gratulation, Du hast ein neues Motorrad freigeschaltet!

Am Wochenende steigt F. aus dem Bunker der Videospielkranken (B.d.V.) hinauf in die normale Welt. Im B.d.V. ist die Welt anders. Man braucht eine Magnetkarte und Zugangscodes, um die alltäglichsten Türen zu öffnen. Will F. ins Treppenhaus: Magnetkarte ranhalten, piep! Aus dem Treppenhaus wieder raus: Magnetkarte und piep! Auf den Gang, in den Testraum, in die Pause, in den Pausenraum, auf's Klo... die Magnetkarte glüht. Bei F. glüht sie besonders, denn die trinkt immer viel und muß alle 2 Stunden pinkeln.

Das Unternehmen hat also wie man sieht sehr hohe Sicherheitsmaßstäbe. Die CDs und Speichersticks zu testender Spiele werden jeden Abend in einen Tresor geschlossen, genau wie die Spezialgeräte, mit denen man unterschiedliche Spielkonsolen für Bildschirmaufnahmen und eine direkte Datenübertragung an den PC anschließen kann. Das Mitbringen technischer Geräte jeglicher Art ist strengstens verboten - man könnte ja Daten nicht veröffentlichter Spiele nach draußen schmuggeln. Wird von außen an die Tür des Testraums geklopft, müssen erst alle darin befindlichen Tester ihre Monitore ausschalten, bevor der Besucher eintreten darf.

Die Firma wird bevölkert von Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, die komplett den Verstand verloren haben. Der Durchschnittstester ist 25 Jahre alt und spielt 8 Stunden pro Tag testweise Vorversionen neuer Spiele. Zu jedem gefundenen Bug (dt. Fehler) muß ein ausführlicher Bericht geschrieben werden. Man könnte meinen, daß die Pausen genutzt werden, um die Augen auszuruhen, aber weit gefehlt: Die einstündige Mittagspause verbringen die schwarz beTshirteten Nintendo-Hippies im Pausenraum an einer der 5 frei aufgestellten Spielkonsolen zockend.

F., die durchaus auch gern privat den Joystick schwingt, wirkt neben diesen Strebern natürlich wie eine Canasta spielende Kaffeekränzchenomi. Sie arbeitet mit vorwiegend normalen Menschen in der Übersetzungs- und Sprachtestabteilung, in der die Spiele für den italienischen, spanischen, französischen, portugiesischen, polnischen, niederländischen und selbstverständlich deutschen Markt übersetzt und angepasst werden. Dort sitzen dann 20 erwachsene Menschen verschiedener Nationen zusammen und shampoonieren mehrere Stunden am Tag Hundebabys auf dem Nintendo DS, nur um zu sehen, ob die Hundemutti auch keine Kommafehler in ihren Kommentaren hat. F. findet die Arbeit toll, denn es ist alles sehr abwechslungsreich. Mal muß man Autorennen spielen, mal die Dialoge einer Ninjakämperin übersetzen. Einige Spiele sind so schlecht, daß man die ganze Idee am liebsten als Fehler werten würde, aber das geht natürlich nicht, denn sonst hätten ja die ganzen Leute mit schlechtem Geschmack keine neuen Videospiele mehr.

Nach 8 Stunden Playstation muß F. schnell nach Hause, um ausgleichsweise die hier zu sehen:
So guckt J., wenn sie zuviel Nintendo gespielt hat:

Dienstag, 10. Februar 2009

In Eile eine Zeile! Oder zwei oder drei...

F. ist erlöst! Nach unglaublichen 35,126665 Stunden (laut online Arbeitsüberwachungssoftware) nervenaufreibender Arbeit im Callcenter, bei der seitens der Angestellten pro geleisteter Stunde je 0,5 Punkte des gemessenen IQs verschwanden, wurde von der Unaushaltbarkeitspolizei für menschenverstandsunwürdige Beschäftigungsverhältnisse - kurz UpfümeB - ein neuer Job gefunden.
Nun verdingt F. sich 40 Stunden die Woche bei einer Spieletestfirma und übersetzt beziehungsweise korrigiert den deutschen, französischen und englischen Text in Computerspielen aller Konsolen. Das bedeutet 8 Stunden Videospielespielen, Übersetzen und Berichteschreiben pro Tag. Heute am Premieretag stand die gesamte Zeit ein sehr spezielles Spiel für den Nintendo DS auf dem Plan. Da alle getesteten Produkte natürlich noch nicht auf dem Markt sind, ist Stillschweigen angesagt. F.s Fingerspitzen sind versiegelt, was das Tippen der vielen interessanten Dinge, die sie so den ganzen Tag zu Gesicht bekommt, angeht. Die Sicherheitsmaßnahmen sind enorm! Zum Beispiel muß jedes Mal, wenn andere Menschen den Raum betreten, der Testmonitor abgeschaltet werden und am Ende des Arbeitstages werden alle Geräte und Produkte in einem Tresor verschloßen. Das Mitbringen eigener technischer Geräte ist selbstverständlich strengstens untersagt! Davon später mehr, denn erstmal muß geschlafen werden. In Zukunft bleibt weniger Zeit für's Blogschreiben...

Sonntag, 8. Februar 2009

Wenn's um Rost geht - Montreal!

Wenn der Fahrer oder die Fahrerin dieses schönen Familienwagens Briefe, Smarties, Handys und andere kleine Gegenstände im Kofferraum transportieren möchte, muß er dazu nicht einmal die Heckklappe öffnen. Er oder sie schiebt den Gegenstand ganz einfach bequem unten durch den dafür vorgesehenen, aus Designgründen asymetrisch angelegten Schnelleinwurfschlitz. Das Leben war noch nie so einfach.

Freitag, 6. Februar 2009

Die mit der doofen Nase, bitte Handzeichen geben!

Oben wird deutlich sichtbar, daß J. eine olle Schieletante ist und in mehrere Richtungen gleichzeitig schauen kann. F. hingegen hält ihren glasklaren Blick meist unverwandt dem Leben entgegengerichtet und steht mit der flatternden Fahne des Schicksals am Abgrund der Ereignisse. Dieser wölbte seine Tiefen heut besonders eindrucksvoll, als F.s Schönheit durch ein Mißgeschick stark eingeschränkt wurde: Ihre Nase ist ganz knubbelig angeschwollen. Diese optische Wertminderung hält hoffentlich nicht allzu lang vor. Natürlich war der Unfall zu 100% selbstverschuldet - F. hat noch niemanden Wehrlosen gefunden, auf den sie die Verantwortung hätte abschieben können. Und zwar geschah es wie folgt: F., A. und J. beschritten die Natur, als man beschloß, mal Faxen auf Kamera aufzunehmen. Gesagt getan, es entstand dieses Filmchen:


Toll, ne? Nicht so superduper war allerdings die Tatsache, daß J. beim zweiten Filmversuch mit ihrem knetigen Betonschädel genau an F.s sommersprossige Nase donnerte. F.s Contenance geriet im Angesicht der Schmerzen doch arg ins Wanken. Es spritzten Körpersäfte, Zähne wurden geknirscht. Erst später in der trauten Kemenate vor dem Spiegel entdeckte F. dann den entstellenden Nasenschaden.

Später traf man noch einen anderen Hund, der tatsächlich ohne Leine lief und spielen durfte:



Der Schnee war wieder recht tief.
J. sprang dennoch durch die Gegend.
*durchstart*
Hier nochmal F. am Abgrund der Ereignisse. Die Schicksalsfahne ist leider nicht mit im Bild, denn die hat das Foto gemacht, weil A. grad nicht konnte.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Sport unter der Auslegeware.

Wenn Dusseligkeit klein machen würde, könnte F. unter dem Teppich Rollschuhfahren. Vor einem Monat hatte sie beim Tanken den Deckel auf dem Autodach liegengelassen, war dann eine Stunde lang 90km/h auf der Autobahn gefahren und hatte erst nach dem Aussteigen bemerkt, daß der Verschluß sich glücklicherweise in der Dachreeling verhakt hatte und noch genauso da lag.

Heute stand erneut der Benzineinkauf an. Unpraktischerweise muß man hier in Kanada an der Tankstelle meist vor dem Tanken zahlen. Also an die Tanksäule rangefahren, Nummer gemerkt, bezahlt. Dann der Schock am Auto: Die Tanköffnung ist ja auf der anderen Seite! Wie kommt die denn da so plötzlich hin? Da man ja nun für diese spezielle Tanksäule gezahlt hat, bleibt einem nur das umständliche Umparken. Der ein Stück weiter stehende Tankstellenshoplieferfahrzeugfahrer kicherte vernehmlich. Der Tankvorgang verlief ereignislos, F. fuhr nach Hause. Dort angekommen, bemerkte sie nach dem Aussteigen, daß nicht nur der Tankdeckel auf dem Fahrzeugdach weilte, nein, auch die seitlich aufklappbare Tankklappe war noch weit geöffnet. Wo soll das nur hinführen?

Hoffentlich nicht dorthin, wo die Metro heute morgen hinfuhr. Das war nämlich nirgendwohin. Eine geschlagene Stunde wartete F., die ja verantwortungsbewußterweise schon ein Ticket gelöst hatte, auf die U-Bahn. Drei Züge kamen auch vorbei, waren aber derart vollgestopft, daß die Leute leicht nach oben schauen mußten, um sich bei einem kleinen Ruck nicht unfreiwillig gegenseitig unsittlich im Gesicht zu berühren. Nach 60 Minuten erklang eine Durchsage, die ein Ausfallen der kommenden Züge für eine weitere Stunde ankündigte. Daraufhin sah selbst F. ein, daß es wohl besser wäre, nach Hause zu gehen und den Mißstand auf Arbeit zu melden. Dort fehlten wohl allerhand Angestellte, denn es dauerte sehr lange, bis jemand an den Apparat ging. Das Ende vom Lied: Freier Tag für F., extralanger Spaziergang für J. und 30 Minuten Verspätung für A., die später auch noch die Metro nehmen mußte.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Bienvenue chez Super C! Welcome to Super C!

Heute morgen nach dem Aufstehen weinte F. bittere Tränen der Verzweiflung, da sie schlimme Seelenängste vor der neuen Arbeit durchstand. Der Job bereitet ihr schon gedanklich derart große Unannehmlichkeiten, daß es ihr nicht einmal schwer fällt, morgens aufzustehen. Ein Gedanke an Headset und Telefongemurkse reicht aus um schon während des Weckerklingelns hellwach zu sein. Freude kam demzufolge im Überschuß auf, als F. an einem sechsstündigen Übersetzungstest teilnehmen durfte, der für eine Stelle als Editor und Übersetzer verlangt wird. 4 Stunden lang Korrektureditieren und Übersetzen von Finanz- und Börsentexten findet sie nämlich total abgefahren und arbeitstechnisch erstrebenswert. Übersetzen ist superklasse!

Gestern ging der Fotoapparat mit in die Kaufhalle, kam dann aber auf Grund von F.s chronischer Vergesslichkeit nicht zum Einsatz. So muß die werte Leserschaft noch länger auf ein Foto der 5kg Packung Miracel Whip Mayonnaise warten. Demnächst kommt auch ein Foto von einer Person, die ein solches Riesenglas Mayonnaise tatsächlich kauft. Den Fitnesszustand dieses Menschen kann man sich aber auch schon im Voraus bildlich vorstellen.
Am Drehkreuzeingang der Einkausstätte heißt einen eine freundliche, aufgezeichnete Stimme im Supermarkt willkommen. Die Kassiererin direkt neben dem Drehkreuz ist wahrscheinlich schon halb dem Wahnsinn verfallen, weil sie von morgens um 7 bis 0 Uhr Mitternacht aller 30 Sekunden "Willkommen bei Super C" hören muß.

Super C ist eine abgewrackte kanadische Version von Aldi mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 4000qm. Alle Packungen sind von enormer Größe. 2kg Schälchen Hackfleisch und 1500g Beutel Instanthühnerbrühe gehören nicht länger ins Reich der Träume, hier kann man sich Geschmacksverstärkervergiftungen im großen Stil holen, indem man nur zu tief einatmet. Der aufmerksame deutsche Einkäufer hortet nur Produkte, die Stamm-Super C-Kunden liegenlassen. Diese unbeliebten Speisen werden dann preisreduziert und schon bezahlen F. und A. 30 Dollar weniger für den Wocheneinkauf.

Provigo ist die nächstbilligere Kategorie. Im Gegensatz zu Super C sind die Parkplätze dort so riesig, daß sogar F. einparken kann. Die Limonade kostet pro 2 Liter Flasche nur 79 statt 99 Cent. Wie in fast allen nordamerikanischen Supermärkten (außer Super C) gibt es an der Kasse Einpackpersonal. Bei Provigo ist dieses in tolle grüne Schürzen gekleidet.

Bei IGA bekommt der Käufer pro 50 Dollar Einkaufspreis etwas geschenkt. F. und A. haben letztens ein Bund Möhren für die 50 und ein Netz Zitronen für die 100 Dollar Grenze ausgehändigt bekommen. Beim Einpacken kann man zwischen Plastik- und Papiertüten wählen, das Personal trägt rote Blusen.

Der Marché Richelieu heißt zwar wie der berühmte Kardinal, die Angestellten haben aber keine fetzig-rote Uniform. Die Einpackmenschen sind gar unbeschürzt! So geschieht es F. an der Kasse häufig, daß sie beim Bezahlen erschrocken zur Seite schielt und bemerkt, wie ein fremder, in waschbedürftige Kleidung gehüllter Mann ihr eben gekauftes Gut in eine Tüte packt und vermeintlich stehlen möchte. Ärger ergreift die sanfte Natur! Doch alsbald erinnert sie sich: Der lotterige Geselle hat nicht den Diebstahl, sondern das servicemäßige Verpacken im Sinne.

Manchmal erlauben Supermärkte auch, daß Jugendliche in Eishockeytrikots oder Hilfskorpsuniformen die Tüten bepacken. Das sind dann Sportmannschaften bzw. Organisationen, die ihre finanziellen Mittel aufpolieren wollen und auf Trinkgeld hoffen.

J. packt auch manchmal Tüten ein und aus. Sie hofft dabei auf Leckerlie:
Meistens muß sie aber mit infantilem Spielzeug vorlieb nehmen.
Die Verantwortliche für diesen Mißstand lächelt dazu nur selbstgefällig:

Sonntag, 1. Februar 2009

Sind sie relativ zufrieden oder sehr zufrieden?

Sonntagabendschicht von 17 bis 21 Uhr, erster Arbeitstag bei der LochimBauch GmbH.

Alle außer den Neuen kommen auf den letzten Drücker. Einführung in die Handhabung der Software für anderthalb Stunden an flimmernden 15 Zoll Monitoren von vor dem Krieg. In den Tastaturen klebt "Zeugs". Da das Callcenter aus über 100 (!) Plätzen besteht, die fast alle besetzt sind, herrscht ein ständiges Hintergrundgemurmel. Welche Art von Umfrage ist denn bitte so wichtig, daß die Regierung Kanadas eine Durchführung Sonntagabends anordnet? Nunja, denkt sich F., das kann heiter werden.

Die Umfrage heißt Alberta und richtet sich ausschließlich an Bewohner dieser Provinz. In einer 15minütigen Fragesession soll herausgefunden werden, wie wenig zufrieden die Albertaner mit ihrer Regierung sind. Es stellte sich heraus, daß sie sogar dermaßen unzufrieden sind, daß eine Umfrage für sie keine Option ist. Nach zweieinhalb Stunden am Telefon hat F. gerade mal einen Fragebogen vollständig, den eine 70jährige Frau mit Katze beantwortet hat.
Auszug aus dem Gespräch:
  • F.: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Wie wird es Ihnen gehen? Besser, schlechter oder gleich?
  • Frau mit Katze: In 5 Jahren bin ich bestimmt tot.
  • F.: Gilt das als "besser" oder "schlechter"?
  • F.m.K.: Besser.
Alles muß sehr genau sein. Die Antwortenden dürfen nicht einfach sagen, daß sie "zufrieden" sind. Sie müssen unbedingt auswählen zwischen "relativ zufrieden" und "sehr zufrieden". Man kann auch nicht einfach mit etwas "übereinstimmen" - entweder man "stimmt ein bißchen überein" oder "vollkommen".
Nach 4 Stunden am Telefon wußte F. eines ganz genau: Dies war der blödeste Job des Universums. Im Auftrag der Regierung zuhause bei Leuten anrufen und ihnen die Zeit stehlen, dafür dann am Telefon zusätzlich angeschrien werden. Was will man mehr.

Glücklicherweise ruft F. nur am Wochenende in Privathaushalten an. Wochentags von 8 bis 12 werden Firmen in Deutschland belästigt. Herr Dr. Johann-Brechtholdt Müller von Taubich-Stein, Chef der Marketingabteilung von der Schnürsenkel-Gossefriemel GmbH hat aber keine 15 Minuten Zeit und Frau Annika-Elke Storkhahn-Zwetschge ist gerade in einem Meeting. Herr Marlik Kossepugel arbeitet schon seit Oktober nicht mehr hier und bei Pfundshubel und Söhne machen wir ja generell keine Umfragen mit. Frau Sonja Nathias ist grad zur Tür raus. Der Herr Koschfromm hat bis Freitag Urlaub. F. hört unzählige Warteschleifenmelodien in dreifacher Ausführung, komplett mit der in stark akzentbehaftetem Englisch von der Sekretärin aufgesprochenen Mitteilung, daß man doch auch eine Mail schicken könne. Juur coall is werie impoartent tuu ass! Manchmal setzt man auf Samba, bei Volkswagen klimpert ein fünftklassiger Keyboardkünstler und die Linda AG spielt Schlager.
Immerhin ist es weit weniger peinlich, Leute vom Arbeiten abzuhalten, als unbescholtenen Bürgern sonntags ihre Freizeit zu klauen. Dennoch bleibt als Fazit, daß berufsmäßige Belästigung im großen Stil nicht ganz F.s Temperament entspricht. Übergangsmäßig sicher auszuhalten, schließlich bieten sich innerhalb der nächsten Zeit hoffentlich noch weitere Möglichkeiten. Für 5 Monate allerdings eine absolute Horrorvision.