Dienstag, 23. Februar 2010

Müssen Arme auch wiedergekäut werden?

Unbegründete Ängste gibt es viele an der Zahl. F. zum Beispiel füttert sehr gern willige Kühe mit auf der Wiese gepflücktem Löwenzahn und weil die Viecher so schön weich sind, streichelt sie sie dann auch hin und wieder an der Wange. Keine Fütterungssession verging bisher, ohne daß F. sich insgeheim vorstellte, die Kuh könne sich schwuppdiwupp umentscheiden und statt ins leckere Grün zu beißen, der gutmeinenden Fütterin die Hand abfletschen. Da Kühe ihren Aggressionen in der Regel durch stoisches Gucken mit Glotzeblick oder wenn es ganz hart kommt auch mal mit einem herzhaften Tritt Ausdruck verleihen, ist diese Angst jedoch gänzlich unbegründet. Wer hätte denn schon einmal von einem Rindvieh gehört, das Passanten mit seinen Zähnen zu Leibe rückt? Sicher niemand. Und doch: Ein kleiner Teil in F. sieht jedes Mal, wie gelbliche Zähne in ihren sommersprossigen Arm sinken.
Oder nehmen wir das Autofahren: Auch wenn sie sich niemals etwas Verkehrwidriges zu Schulden kommen läßt, wird F. doch arg nervös, sobald ein Polizeiauto auftaucht. Sie leidet an der schlimmen Furcht, die Polizisten könnten merken, daß sie unsauber schaltet und schlecht rückwärts einparken kann. So beobachtet sie den Streifenwagen besonders scharf, obwohl noch von keinem Ordnungshüter berichtet wurde, der Fahrzeugführer auf dem Reweparkplatz probehalber in enge Lücken einzufädeln aufforderte. "Zwanzig Einparkzüge und Sie stehen immer noch 30 cm von der Bordsteinkante weg - das macht 40 Euro," schallt es leise in F.s Kopf. Eine haltlose, wie schweißtreibende Befürchtung.
Beim bevorstehenden Unterrichtsbesuch der Fachleiterin verhält es sich nicht anders, auch hier bizarre Vorstellungen unwahrscheinlicher Natur. Könnten nicht die sonst so eifrig mitarbeitenden Schüler plötzlich verstummen? Der Polylux ex- oder implodieren? Oder die Kinder beim Austeilen der Arbeitsblätter gleich der aggressiven Kuh ihre Milchzähne ins Handgelenk der Lehröse bohren? Unwahrscheinlich, aber doch nicht unmöglich. Falls es passierte, könnte man immernoch einen Blogeintrag dazu verfassen. Später also mehr.

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