Samstag, 20. März 2010

Geld. Macht. Freizeit.

"Lehrer haben laut Volksmund vormittags recht und nachmittags frei."
 F. muß nun aber feststellen, daß der Volksmund ein dreckiger Lügner ist. Zwar hat man im Regelfall fachlich tatsächlich recht, der Unterricht hört jedoch an den meisten Schulen an mindestens zwei Tagen in der Woche erst um 17 Uhr auf. 
"Aber eine Unterrichtsstunde hat doch nur 45 Minuten und deswegen ist dauernd Pause!"
poltern vorwurfsvoll die hart arbeitenden Bevölkerungsschichten, welche dem Lehrer mit ihren Steuergeldern sein schönes Leben finanzieren. Sicher, wenn man das Lehrerzimmer abschlösse und mit einem Schild versähe, um all die fragenden und um Rat bittenden Schüler auszusperren und am Klopfen zu hindern, hätten zumindest jene Lehrkräfte Pause, die gerade nicht bei -10°C auf dem Schulhof ins  halbgefrorene Schnittchen beißen und Jonathan-Eugen davon abzuhalten versuchen, dem blöden Chris einen Schneeball mit kastaniengroßer Steinfüllung an die Ömme zu zimmern. Dann würde nur noch die einmal wöchentlich stattfindende Dienstbesprechung den Lehrer von der wohlverdienten Pause trennen. Dort erfährt man, daß Matthias kürzlich in den Status eines Scheidungskindes absteigen mußte, weswegen er nun zum Zwecke der realitätseinbeziehenden Traumatabewältigung die beobachtete häusliche Gewalt im Klassenzimmer nachzustellen versucht. Josephines Vater ist mit dem Ausgang der Fürsorgeverhandlung nicht zufrieden und versucht darum, im Rahmen der Schulpausen näher an seine Tochter zu gelangen. Alle Lehrer werden deshalb gebeten, den aufdringlichen Manne  auf dem Schulgelände vom Kinde fernzuhalten. Das Vorklingeln ertönt, die Erwachsenen lauschen genervt dem Schullleiter und krümeln Brötchenstücke in die mit Lehrbuch-CDs vollgestopften Schreibtischschubläden. Kurz vor Unterrichtsbeginn bildet sich wieder eine ellenlange Schlange im Kopierraum, alle hetzen in ihre Klassen.
Wenn tatsächlich um 13 Uhr Schulschluß ist, heizt man nach Hause und bereitet bis 18 Uhr Unterricht vor oder liest sich die grammatischen Sünden von 32 Sechstklässlern durch. 30 Minuten pro Aufsatz (aber nur, weil der ziemlich kurz ist) machen 16 Stunden Korrekturaufwand. Pro Klausur, pro Klasse.
Auf Klassenfahrt manövriert der Pädagoge dann 30 Vierzehnjährige durch die Weimaraner Innenstadt und versucht spätabends, die ganze Bande vor den Untiefen des Alkoholkonsums zu retten. Wird eine Schülerin schwanger, verklagt der Vater den Lehrer selbstverständlich wegen unterlassener Aufsichtspflicht. Ja will der etwa, daß man der minderjährigen Schönheit beim Akt auch noch zuschaut?!
 "Überbezahlt sind sie sowieso, gerade in den Ferien", tönt es empört von eifrigen Eltern, die auch schonmal gern das Gericht bemühen, weil sie nicht damit einverstanden sind, daß der Geschichtslehrer von gegenüber die ganzen 14 Tage Ferien auf Mallorca verbringt. Schande, Schande! Nun will F. sich keineswegs über den Beruf beschweren, den sie selbst auserwählt hat. Sehenden Auges stürzt sie ins Geschehen, die Vor- und Nachteile gut geordnet im Hinterkopf behaltend. Jedoch soll eines klargestellt werden: Wer neidvoll übermäßig hohe Bezahlung bei geringem Arbeitsaufwand zu den Vorzügen zählt hat diversen, persönlich besuchten Bildungseinrichtungen entweder erfolgreich verwehrt, positiv auf den eigenen Geist zu wirken oder gehört gar zu den Dummen. Daß das hier mal klar ist.

3 Kommentare:

  1. iche will ganz unbedingt tauschen!

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  2. Hallo F.,
    hast du noch genug Zeit für die J. oder wirst du dir ein Kind anschaffen, welches dann in der Schule erzogen wird?

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  3. Nee, die Erziehungsmethoden in den Schulen gefallen mir nicht, die arbeiten zu wenig über positive Verstärkung. Außerdem scheinen die Kinder in Bildungseinrichtungen eher zu Krankheiten zu neigen: In Französisch war heute Einem schlecht, der Andere hatte schreckliches Bauchweh und 3 Schülerinnen laufen schon seit 2 Wochen mit Gips herum. Das kann kein Zufall sein.
    J. geht's spitze. Wenn es eng wird, läuft sie mit Harald: http://www.keltental.de/index.php?option=com_content&view=article&id=27&Itemid=26

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