Donnerstag, 12. März 2009

Mir ist kalt, ich hab Hunger, ich bin müde, ich hab Durst, wann sind wir da.

Die F. hat sich ja nun einige Zeit nicht gemeldet. Das liegt daran, daß die A. nicht im Lande ist, was die F. wiederum ihrer Muse beraubt. So etwas hat sicher schon Jede(r) erlebt: Man hat tolle Speisen, Zeit, Geld, schönes Wetter, Bücher, Entertainement-möglichkeiten, Internet, Shoppingmeile, menschliche Gesellschaft, Hund und noch alles Mögliche andere ausreichend zur Verfügung, kann aber nur den einen Satz wiederholt im wahlweise vakuum- oder knetgefüllten Kopfe zum Erklingen bringen:

Mir is' laaangweilig...!

Dann surft man ein bißchen unwillig im Netz, guckt was bei Wikipedia, geht mit dem Hund Gassi, wischt das Bad und guckt dreimal in den Kühlschrank, ohne etwas rauszunehmen, nur um sich dann wieder nölig auf die Couch zu fläzen mit dem erneuten Gedanken:

Maaaann, is' mir langweilig...

Anschließend macht man eine Liste mit 10 erledigungswürdigen Dingen, von denen am Ende nur eine Sache halb abgehakt werden kann, ißt etwas vollkommen Ungesundes, auf das man gar keinen Appetit hatte und a) surft weiter sinnlos im Internet b) schaut eine intellektbeleidigende Fernsehsendung oder c) bekommt einen Anruf von einer Person, mit der man schon sehr lange überhaupt nicht reden wollte. Danach ist der Tag rum und man ärgert sich, daß mal wieder nichts geworden ist.
Vielleicht geht es ja nur den (Achtung, unreflektierte Phrase:) jungen Leuten ab und an so - mit zunehmendem Alter (noch so ein Hautotbegriff) weiß man bestimmt einfach besser, mit der spärlich bemessenen Zeit des Lebens umzugehen. Für sehr wahrscheinlich hält die F. diese Vermutung aber nicht. Vielmehr tauschen manche Menschen im Laufe ihres Daseins die gelegentliche Herzensaussage des

Boah, ich hab heut auf GAR NICHTS Lust.

gegen ein dumpfes Gefühl der Dauermonotonie aus, das fortan den Alltag ausfüllt und doch leer läßt. Schließlich hat insgeheim sicher jede Seele hin und wieder einen absolut uninspirierten Tag - oder auch zwei. Dies zuzugeben degradiert deswegen nicht zwangsläufig zum Lebenserfahrungsgrünschnabel. Die F. stellt sich solche Tage gern als Anziehkrise des Tatendrangs vor. Der Tatendrang hibbelt nervös vor dem Kleiderschrank, in 5 Minuten steht die Mutti mit dem Auto auf dem Weg zum 77. Geburtstag der Großmutter hupend vor der Tür und die quälende Aussage erfüllt den Raum:

Ich hab ja überhaupt nichts Anzuziehen!

Dann probiert man panisch Oberteile durch, nur um alles verwurschtelt auf dem Bett liegenzulassen und am Ende genau das anzuhaben, was man ganz am Anfang ausgewählt, aber wieder verworfen hatte. Die am sehnlichsten gewünschte Hose ist immer gerade in der Wäsche. Obwohl man schon viel zu spät ist, ruft man wirr durch's Etablissement:

Ich muß noch meine Haare machen!

Vor Ort stellt man ernüchtert fest, daß das Outfit nicht das Richtige ist und der Pulli viel zu kurz, sodaß man selbigen dann den ganzen Abend immer wieder mit den Händen runterkneten und -zerren muß, bis der Rand unten ganz knittrig ist. Im selben Moment kommt die Tante Lore vorbeigerauscht und fragt mütterlich-ironisch, ob man denn kein Bügeleisen habe. Die Jugend von heute!
Solche Modedesaster erlebt der Tatendrang halt auch manchmal: Tage, an denen man alles unternehmen könnte, aber nichts tut - der Kleiderschrank ist randvoll, randvoll mit Nichtsanzuziehen. Abends geht man ins Bett und fühlt sich doof. Man vergißt, die Heizung zuzumachen und muß nochmal aufstehen. Danach hat man Durst, 30 Minuten später muß man auf's Klo und endlich im Bett liegend ist die Decke zu kurz. Am nächsten Morgen aber scheint alles wieder normal. Nochmal Glück gehabt.

2 Kommentare:

  1. Ähm, dieser Zustand hat nichts mit deinem jugendlichen Alter zu tun. Er lauert immer irgendwo im Verborgenen und springt dich manchmal unverhofft an - dann hast ihn an der Backe! Das Einzige was sich mit der Zeit ändert sind die Listen, da wird man erfindungsreicher und notiert nur noch Dinge die man auch schnell abhaken kann :-)

    *gähn*
    Diana

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  2. Dieser wahrhaft zeitlose Eintrag trieb meinem musenhaften Gesicht glatt die Tränen in die schlafverquollenen Augen. Mit nem Jetlag ist einfach nicht zu spaßen. Aber Die F., ich trauere um Dich und Deine wertvolle Rumhängzeit, die sich sonst mit Muse doch viel ausgefüllter anfühlt, obwohl man gar nichts anderes gemacht hat.
    Des Weiteren schließe ich mich schnell dem ganz oben genannten Ausruf und beschriebenen Gefühl an, das zur Deutlichkeit besser hier auch noch einmal verschriftlich werden sollte: "Man, ist mir langweilig!" ... Und meine Ohren füllen sich mit vom elterlichen Wohnzimmer wie einlullende Nebelschwaden heraufziehende Gespräche über das langsame Zulassen grauer Haare auf dem Kopf der nun siebzigjährigen Nachbarin - welches, denkst Du wohl - ist dafür das beste Verfahren? Aber auch über Tischdecken, Kreissägen für die Aufräumarbeiten im heimischen Garten, die neueste Software für den Laiencomputer und der Nachbarn Verwicklungen in gegenseitige Angelegenheiten.
    So, eben aus dem aus Wettbewerbsgründen nicht namentlich genannten Supermarkt des Nachbarortes zurückgekehrt, füllen zudem Unmengen Hundeleckerlie im Wert von 22€ eine meiner zwei Reisetaschen bis zum oberen Rand. Hoffentlich will die nicht der Zoll für die Spürhunde einbehalten. Die hätten ein Schmäuschen.

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