Donnerstag, 27. August 2009

Verpaßt nicht das Wunder der Geburt!

Bestimmt hat jede Frau im Laufe ihres Lebens schon einmal mit einem kleinen Mädchen oder Jungen unter der Dusche gestanden. Vorausgesetzt die Frau trägt untenrum nicht den heutzutage allseits beliebten Kahlschlag, läuft das Duschwasser natürlich an allen Ecken und Enden des Körpers ab, bildet dünne Wasserschnüre, die nach unten wollen. Spätestens dann kräht das Kind halb triumphierend, halb vorwurfsvoll: "Du pullerst ja in die Dusche!" Sicher pullert man manchmal auch in die Dusche, in der Regel aber in Abwesenheit Minderjähriger oder anderer Personen. Falls man es doch aus großer Dringlichkeit heraus in Gesellschaft tut, dann ins Eck abgewandt, alibimäßig das Shampooetikett lesend.
Bei Hunden ist das ganz anders. Die stehen zwar selten unter der Dusche, genieren sich aber sonst gar nicht, sich unter den Blicken Anderer zu erleichtern. Einige sind wählerisch, machen nur auf Wiesen oder kriechen hinter Büsche beziehungsweise kacken nur auf erhöht liegende Objekte. Anderen genügt jedweder Untergrund, auch weil sie vom Halter immer achtlos vorangezerrt werden, sodaß gar keine Zeit für wählerisches Getue bleibt.
Allein, in der städtischen Gedrängtheit verursacht das maßlose Verrichten der Geschäfte insofern ein Problem, als daß es den Lebensraum für andere Menschen in unangenehmer Art und Weise umgestaltet. Mülltonnen, Häuserwände, Zäune, Autos und andere öffentliche Einrichtungsgegenstände profitieren nicht davon, immerfort angepinkelt zu werden. Parks, Fußwege, Straßen und vorallem Naherholungsgebiete - so groß sie auch sein mögen, genießt man viel unbeschwerter, wenn nicht überall Hundekot herumliegt. Folgende Argumente kommen gern zum Einsatz:
  • "Ich kann meinem Rüden doch nicht das Markieren verbieten." - Muß man ja auch nicht generell. In Bezug auf bestimmte Gegenstände ist es aber durchaus möglich, wie F. an mehreren ihrer gesitteten Rüden selbst entspannt feststellen durfte. Die waren es sonst gewöhnt, an jede Ecke zu pieseln, verstanden jedoch schnell, daß manche Stellen einfach tabu sind.
  • "Die anderen Hundehalter räumen den Kot auch nicht weg." - Wir erinnern uns an die Mutti von früher. Diese legte sich ihre Erziehungsargumente manchmal gerade so zurecht, wie es am Besten paßte. Wollte man länger wegbleiben und wies darauf hin, daß Jennifer das auch dürfe, schnarrte die Mutti: "Das interessiert mich nicht, was Andere dürfen!" Hatte man eine vier in Mathe, wurde hingegen sofort nach Jennifers Note gefragt. Daraus kann man lernen, daß es oft vielleicht doch keine so gute Idee ist, immer auf die Anderen zu schielen.
  • "Wir zahlen schon genug Hundesteuer, da könnte die Stadt wenigstens genug Beutelspender aufstellen." - Plastikbeutel bekommt man überall sonst hinterhergeworfen; was die Stadt mit der Hundesteuer anstellt, bleibt rätselhaft und ist sicher nicht im Interesse der Halter, aber deshalb auf Hygiene verzichten?
  • "Die Katzen/Füchse/anderen Tiere XYZ kacken hier auch immer hin." - Über Katzenhalter soll hier geschwiegen werden (immer schön an Mutti und ihre Wankelmut denken). Andere Tiere gibt es sicher, aber selbst wenn alle Füchse DDs sich spontan zum Stuhltourismus entscheiden und gesammelt auf die Elbwiesen kacken würden, verursachten sie keine solche Sauerei wie die Hunde, aus dem einfachen Grunde, daß es viel mehr Hunde als Füchse gibt.
Nun sollen die werte Leserin und der liebreizende Leser nicht etwa annehmen, F. erwarte von den anderen Hundehaltern, daß sie ihren Hundekot beseitigen. Weit gefehlt. F. weiß, daß die Faulheit der anderen Hundehalter sie immerfort daran hindern wird und erwartet deswegen gar nichts. Sie macht einfach weiter J.s Hinterlassenschaften in Parks, Straßen und noch so großen Naherholungsgebieten weg, pauschal frisch angepöbelt von genervten Nichthundehaltern, die sich ebenso aggressiv verhalten, wie ihre hundehaltenden Mitbürger. Schöner wäre es aber doch, wenn man sich um Sauberkeit bemühte. Der Wandel kommt von innen und ist durch lieben Druck von außen kaum zu erreichen (den bösen Druck lassen wir mal außen vor). Eines Tages tritt der Kot nicht wegräumende Hundehalter vor sein Anwesen, seine hochschwangere Frau auf dem Arm haltend und eilt zum Kraftfahrzeug. Er beschmutzt seinen Schuh mit Kot, bemerkt dies aber nicht. Im Krankenhaus dann das schlimme Erwachen: Mit den verdreckten Schuhen wird ihm der Zutritt zum Kreißsaal verwehrt, das Wunder der Geburt erlebt der Hundehalter durch Glastüren getrennt, traurig in einer Wolke Hundekotgeruchs sitzend. Erst jetzt denkt er um, doch schon ist's zu spät. Bei der wirtschaftlichen Situation schafft sich kein Mensch mehr als ein Kind an. Wer soll denn das bezahlen.

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