Montag, 21. September 2009

Salve, morituri te salutant!

Kinder sind bekanntlich meist fiese Egomanen. Da heutzutage ein erschreckend hoher Anteil der Kleinen übergewichtig ist, hat man es obendrein mit dicken Egomanen zu tun. Damit die dicken Egomanen nicht noch dicker werden, nimmt Dresden jetzt an einem Obstprojekt teil, bei dem an allen Schulen pro Tag an jedes Kind eine Portion Vitamine ausgeteilt werden soll. F. fragt sich, warum man den Schülern nicht einfach eine Vitamintablette in die Hand drückt, was sie neben der ausreichenden Versorgung mit allem Guten der Natur auch noch auf ihre spätere Karriere als Narkosemittelabhängige vorbereiten würde. Wahrscheinlich wird wert auf die Ballaststoffe gelegt, die in den Pillen noch nicht enthalten sind. Ballaststoffe reinigen die Darmzotten und festigen den Kot. Nur wer über saubere Zotten und feste Würste verfügt, kann in der Schule gut denken und das soziale Umfeld affirmativ und frei von despotischem Gedankengut umarmen. Auch Gesang und Tanz helfen dem Kinde, seine mißliche Lage als noch unerwachsene Person besser zu akzeptieren.
Ganz anderer Meinung war da die Zahnreinigungsdienstleistende, welche F.s Zähne heute pflegte. Diese meinte nämlich, die Kinderlein würden durch aktives Mitentscheiden am beruflichen Glück ihrer jungen Lehrer mehr Verantwortung lernen. Dabei sprach sie sich dafür aus, werdende Lehrer und Lehrerinnen durch demokratisches Wirken der Schüler nach 9 Semestern Studium in den Beruf einzulassen oder aber auf immerdar auszuschließen. F. erinnerte das an die Gladiatoren in Rom, denen der Kaiser durch Daumen nach oben oder unten das Leben schenken oder nehmen konnte. Aber welcher angehende Lehrer möchte zum krönenden Abschluß harter Studienjahre von 30 nach unten zeigenden Daumen mit abgekauten Fingernägeln am Arbeiten gehindert werden? Richtig, kein einziger. F. hätte der Zahnarzthilfe gern mitgeteilt, was sie von deren tollem Plan hielt, konnte dies aber nicht, da ja mehrere Instrumente in ihrem Mund steckten. Daran kann man auch den größten Vorteil am Zahnarztdasein sehen: Zahnärzte dürfen ungerührt den größten Unsinn daherreden, ohne je korrigiert zu werden, weil der Gesprächspartner dazu gezwungen ist, den Mund offenzuhalten. Versucht doch einmal ein besonders redseliger Patient zu widersprechen, bringt die Schwester rasch den Spuckesauger zum Einsatz und fischt nach des Unholds Zungenspitze. F. hätte für den Alltag bisweilen auch gern so einen Spuckesauger. Sobald andere Menschen es wagten, sie zu langweilen, würde sie den treuen Sauger hervorzaubern und schon wäre die Sache bereinigt.
Ärzte ohne Spuckesauger helfen sich übrigens auf andere Art. Sie reden ganz einfach so kryptisch, daß kein Mensch sie versteht und ein Widerspruch darum von vorn herein ausgeschlossen bleibt. F.s Allergieärztin meinte zum Thema Hunde- und Katzenallergien neulich, bei "Caniden würde sowieso kaum ein ubiquitäres Allergen konstituiert." Da F. mit Fremdwörtern ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, verstand sie diese Aussage; wie aber handeln in einem solchen Falle z.B. die Eltern der dicken Kinder? Wäre F. eines dieser Elternteile, würde sie der Allergologin eine runterhauen und zwar mit dem Fremdwörterbuch aus der Dudenreihe, aufgeschlagen auf Seite 801 beim Wort ubiquitär zwischen Ubiquist und Ubiquität. Die Eltern schweigen jedoch vermutlich und bleiben ewig im Dunkeln über die Bedeutung der wichtigen Aussage. Später verzichten sie dann auf den Kauf eines Hundes und lassen ihre Kinder dadurch verrohen und verfettleiben, womit der Kreis geschlossen wäre.
Immer wenn F. das klare Wissen um diesen Lauf der Dinge zu erdrücken droht, entspannt sie in der Wanne mit einem Glas Süßkirschen. Hat sie alle Süßkirschen verspeist, füllt sie das Glas mit Cola und Eiswürfeln, um beides in einem Zug herunterzuspülen. Der ungefähr eine Stunde später einsetzende, starke Schmerz durch Aneinanderreiben von Steinfrucht und Getränk im Magen holt sie dann auf den Boden der Tatsachen zurück und erinnert sie daran, was wirklich wichtig ist im Leben. Funktioniert auch mit Pflaumen und Fanta.

5 Kommentare:

  1. So rund und smooth ... Ein ausgezeichneter Beitrag - am Geschmack erkannt?

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  2. Nun scheissen wir mal ein bissl klug :-)

    Ave, nicht salve ist der übliche Gruss in dieser Grussformel :-)
    Siehe Sueton, De vita Caesarum, Claudius 21
    Und der Caesar fehlt auch drin.

    VG
    Karina *mit grossen Latinum und 3 Jahre mehr*

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  3. Und ich lach mich scheckig :-)
    Aber im Scheißen bin ich auch gut.

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  4. Danke Karina, durch Deine Korrektur erhält mein Artikel gleich viel mehr Würze.

    Tada
    Franziska *mit kleinem Auto und 20 Jahren weniger*

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