Montag, 25. Mai 2009

Spocht frei!

Am Sonntag stapften F. und J. friedlich durch ein stillgelegtes Bahngelände, dessen Betreten streng untersagt ist. Die großen Löcher im Zaun erlaubten es aber, dieses Verbot zackbumm in einen gutgemeinten Ratschlag zu verwandeln. Solche ignoriert F. mit ihrer jugendlich-ungestümen Natur und latschte dort folglich trotzdem herum. Mit Entsetzen sollen die geneigten Leser(innen) nun weiterhin erfahren, daß es sich nicht einmal um eine Einzeltat handelte, sondern F. besagtes Gebiet sehr gut kennt. Sie hat da sogar schon hinter Büsche gepullert und in der Nase gepopelt, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Im Auto fühlt man sich auch schnell unbeobachtet und zupft am oder im eigenen Gesicht herum, während man an der roten Ampel wartet. Die Bestürzung ist dann groß, wenn man feststellen muß, daß der Fahrer des spritfressenden Möchtegerngeländewagens neben einem 2 Meter höher sitzt und einem ohne Mühe auf die Zehennägel gucken kann. Von den Popeln ganz zu schweigen. Hartnäckiges Abschweifen vom eigentlichen Thema beendet.
Während also galant herumspaziert wurde, sah F. plötzlich mehrere von denen hier in der Ferne:
Aus der Entfernung konnte man zwar das Camouflage sehen, nicht aber die Waffen und die Vermummungen. Ganz so, wie F. bisweilen Leute aus der Ferne für hübsch hält, dann aber durch die Details beim Herannahen eines Besseren belehrt wird. Auch Fettleibigkeit fällt bei größerer Distanz weniger auf. Amerikanische Hochzeitfotos von Mittel- und Unterklassepärchen sollten aus diesem Grunde immer aus 100 Metern Sicherheitsabstand ohne Zoom aufgenommen werden. Die tarnfarbenen Gesellen standen genau auf ihrer Route, deswegen nahm F. im Geiste optimistisch erstmal an, daß es sich um Pilzesammler oder naturverbundene Spaziergänger handeln müsse, immerhin trug sie an diesem sonnigen Tage selbst ein Camouflage-Nicki (westdeutsch: T-Shirt). Der Weg wurde also schlendernd fortgesetzt. Aus 10 Meter Entfernung waren die Waffen dann doch unübersehbar, zusammen mit den Masken und allerlei Equipment. Eines der Kampfmännchen lief direkt auf F. zu, die gespannt den Hund beobachtete. J. ignorierte die Leute komplett.
Bevor F.s Großmutter jetzt beim Lesen in tiefe Sorge fällt und drei Stunden des kommenden Nachtschlafes einbüßt, kommt auch gleich die friedliche Wendung.
Der Ballermann mit der großen Knarre klappte nämlich sein Visier hoch und erklärte, daß sie jetzt hier Paintball spielen würden und fragte nach, wo F. langzugehen gedenke. Zur Erklärung: Paintball wird mit Druckluftwaffen gespielt, die kleine, mit Lebensmittelfarbe gefüllte Kugeln als Munition enthalten. Selbst aus größerer Entfernung sind diese Geschosse recht schmerzhaft und verursachen Blutergüsse, weswegen Gesichtsschutz und gepolsterte Kleidung sowie zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen nötig werden. In ihrem schicken Tarnnicki (westdeutsch: T-Shirt) mit der Aufschrift "Country Music Hall of Fame" wollte man F. keinesfalls aus Versehen abschießen. Deshalb tauschte sie kurz mit dem Spieler ihre Spazierpläne aus und ging dann ihres Weges. Das Einzige, was sie danach noch von den Leuten sah, waren zwei vermummte Tarnträger, die aus dem Gebüsch knapp an ihr vorbeigerannt kamen. Da mußte dann selbst die J. kurz bellend klarmachen, daß maskierte Paintballisten die Dreimeterdistanz nicht unbemerkt unterschreiten dürfen.
F. fand die Begegnung sehr interessant, wollte sie doch selbst schon immer mal Paintball spielen. Vermummte Typen mit Druckluftgewehren sind ihr außerdem lieber, als 50jährige Tierliebhaber, die Backwaren in die Stadtrabatten werfen. Lieber Lebensmittelfarbe im Gebüsch, als Weizenbrot auf Rindenmulch. Solches lädt J. nämlich zum Fressen ein, wovon sie unsäglich dick werden könnte. Daraus resultierend müßte F. eine 100 Meter lange Flexileine benutzen, um das Tier optisch noch ertragen zu können. Abgesehen davon, daß eine Flexileine dieser Länge in der Handhabung sehr ungünstig ist und Radfahrer wie Passanten zum Stolpern einlädt, kostet die bestimmt auch Einiges. Darum bleibt Sport in Wald und Flur dem Herumschmeissen qualitativ niedriger Backerzeugnisse generell vorzuziehen.

2 Kommentare:

  1. Morikos Frauchen28. Mai 2009 um 15:13

    Liebe F., solltest du jemals auch nur ansatzweise daran denken ein Buch mit dem Titel "Das Leben der F." verfassen zu wollen, informiere mich bitte umgehend, denn die Lachmuskeln werden langsam dicker als die Bauchmuskeln. Damit ich dann von nah bald noch besser aussehe, hätte ich das Buch dann gern zur täglichen Lektüre ca. 3 mal 30 Minuten.

    AntwortenLöschen
  2. Ok mach ich. Buch schreiben steht relativ weit oben auf meiner Abhakliste gleich neben Amalgamzahnfüllungen gegen Keramik eintauschen. Das Eine finanziere ich dann mit dem Anderen.
    Danke für die Lorbeeren, man sieht sich in 3 Monaten beim Gassitreff. Den Hund kenne ich ja schon.

    AntwortenLöschen