Sonntag, 31. Mai 2009

Warum sind Möhren orangener als Orangen?

Nachdem das Auto innerhalb der letzten Woche dreimal liegengeblieben ist, weil Bob, der 55jährige Mechaniker, "aus Versehen" das defekte Zündmodul gegen ein anderes defektes Zündmodul ausgetauscht hatte, entschloß F. sich heute, sicherheitshalber das Fahrrad im Kofferraum mitzunehmen. Jetzt traut sie dem Auto nämlich erstmal nicht mehr so richtig über den Weg. 15km von zuhause entfernt eine Panne zu haben, ist in Montréal kein Spaß, denn man kann mit Hund in der Regel weder Taxi noch Bus benutzen. Damit soll nicht behauptet werden, daß Pannen irgendwo in der Welt mehr Spaß machen, aber F. und A. ziehen dem Wagenstillstand an sechsspuriger Straße ohne Fußweg doch eher die Panne im bayrischen Bergdorf vor. Hätten sie die Wahl zwischen einem Motorschaden im Bagdader Umland und einem Montréaler Vorort, würde letzterer aber bestimmt gewinnen.
Erstaunlicherweise passte das Fahrrad ganz ohne Demontierung des Vorderrades in den Kofferraum. Dort bleibt es erstmal liegen, auch wenn der Wagen wieder okay zu sein scheint (Anzahl heutiger Pannen: 0).
Auf den anderen Blogs wurde tüchtig mit spannenden Balkonfotos und Blümchendokumentationen herumgeprollt. Das kann F. auch:
So sieht es im heimischen Garten aus, wenn schönes Wetter herrscht. F. guckt natürlich doof und puhlt sich grad mit verschlossenen Augen im Ohr herum. J. ist nur halb auf dem Foto. Ihr Unterteil mußte vermutlich den lila Blumen auf der oberen Bildhälfte weichen. Genau weiß man das nicht, denn der Nachbar hat das Foto geschossen. Vielleicht hat er auch nur schief auf's Display geschaut, die Blumenerklärung klingt allerdings wesentlich plausibler. Es kommt ja unglücklicherweise öfters vor, daß Menschen geknipste Lichtbilder zur Hälfte mit Banalem füllen. Ob 50% grauer Himmel, 45% reingrüne Wiese, das Kamerabändchen halb auf der Linse oder ein fremder abgehackter Menschenkörper bzw. 150 unbearbeitetete, unsortierte Bilder vom ersten Geburtstag der Enkeltochter - den Leuten fällt immer etwas Hübsches ein, um ihren Fotos einen ganz speziellen Amateurtouch zu verleihen. Dann brennt man im Zeitalter der digitalen Fotografie (ausgeleierte, pseudorevolutionäre Phrase) den ganzen Bilderwust auf eine DVD und schickt sie an alle Verwandten. Die freuen sich ganz besonders, wenn die Hälfte der optischen Grußbotschaft auf dem Kopf steht. Früher war alles besser! Da paßten nur 36 Bilder auf einen Film, danach war Feierabend. Was vor 15 Jahren der volle Film, ist heute der leere Digitalkameraakku. Zum Glück halten die Dinger nicht ewig, sonst würden aus 150 Schnappschüssen 70ster Geburtstag womöglich 300.
Trotzdem findet F., die eher ein Fotografiermuffel ist, Digitalkameras ausgezeichnet. In verantwortungsvollen Händen bringt ein solches Gerät viel Freude ins vorher öde Leben der 10 Euro Fuji Wegwerfpappfotoapparatkäuferin. Auf dem Display kann man zum Glück meistens sehen, ob die fotografierten Personen blöd gucken und somit unattraktiv wirken. In solchen Fällen wird ratzfatz gelöscht. Nur wenn der Nachbar das Foto schießt, bleibt alles unzensiert. Natürlich finden meistens alle Menschen das gemachte Foto supertoll. Alle, außer man selbst. Derartige Selbstkritik am eigenen Aussehen gehört verboten! Erst Jahre später realisiert nämlich die junge Person, wie außerordentlich gutaussehend sie mit 25 doch noch war - dann ist die Zeit der Attraktivität aber leider schon vorbei. Nehmt Euch diesen Ratschlag deswegen zu Herzen: Auf einem Foto sieht man in neun von zehn Fällen 100mal (Achtung, frei erfundene statistische Werte!) toller aus, als man kurz danach glaubt. Deswegen sollte der Löschdaumen langsamer löschen.
Zum Schluß noch eine erhellende Bonuserkenntnis, die F. über sich selbst gemacht hat: Sie denkt sich gern Prozentzahlen zu Fakten aus, deren wahre Statistiken sie vergessen hat oder nie wußte. Dies läßt sie glaubwürdiger wirken und die meisten Leute fallen darauf herein. Man muß nur selbst von der ausgedachten Zahl überzeugt sein und notfalls einen Streit um die Richtigkeit selbiger anzetteln. In 75% der Fälle klappt dies prima.

2 Kommentare:

  1. Hallo F.
    nun doch einen Fahrradschlag von Deinem V., man legt ein Rad nie auf die Schaltung. Diese entspricht zwar nicht dem nordamerikanischem Entwicklungsstand von Mitteleuropa im Jahr 1920 (vergleiche Energienetz und Autotechnik)aber ganz unkaputtbar ist auch dieses Produkt nicht.

    AntwortenLöschen
  2. Lieber V.,

    genau diesen Gedanken hatte ich auch, als ich das Rad dann in den Kofferraum gehievt hatte. Ich fand die Anstrengung aber zu groß, es noch einmal rauszubasteln. Sorge Dich nicht, seit heut morgen steht es wieder ordentlich auf der Terrasse! Das nächste Mal passe ich besser auf.

    AntwortenLöschen