Freitag, 20. Februar 2009

Am Ende meines Körpers von den Füßen ausgesehen

F.s Stirnfalten sind in letzter Zeit öfter gerunzelt, wenn sie sich versonnen vor dem Spiegel betrachtet. So selten dies vorkommt, muß sie doch mittlerweile eingestehen, daß ihre Haarpracht bedenkliche Länge annimmt, ohne die fachkundige Unterstützung eines Friseurs genossen zu haben. Bevor sich also eine Ökoschlenzenmatte bilden kann, muß gehandelt werden. Jedoch: dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn als A. vor einigen Wochen das Abenteuer Haareschneiden wagte, erfuhr sie während des Schneidprozesses gar Schreckliches! Die Friseurausbildung dauert in Kanada inklusive Theorie, Praxis und Prüfung gerade einmal sechs (in Ziffern 6) Monate (nicht Jahre). Dementsprechend ungelenk werkelte der scherenbewährte Jüngling dann auch an A.s Schopf herum, was sich 30 Minuten später in einem bemitleidenswert anzusehenden Pony manifestierte.
Aus diesem Grunde hat F. die Coiffeurophobie gepackt, die panische Angst vor dem Friseurbesuch. Bald schon sieht sie aus wie ein Yeti, konnte sich aber bisher nicht zur Exekution der eigenen Schönheit durchringen. Bis zur Rückkehr nach Deutschland verbleiben sechs Monate (wir erinnern uns, so lange braucht der einheimische Friseur für das Erlernen seines Handwerkes), das menschliche Haupthaar wächst circa 0,33mm pro Tag, also einen cm pro Monat. Mit angstverzerrten Gehirn stellt F. sich ihr Aussehen in einem halben Jahr vor. Sie wird einen Haargummi (ostdeutsch: Zopfhalter) käuflich erwerben und sich einen Schulmädchenzopf binden oder gar einen rosa Plastikhaarreifen verwenden müssen! Es schaudert ihr! F.s irrer Blick bewertet gedanklich jedes Friseurgeschäft an dem sie vorbeiläuft, um an der Aura der dort arbeitenden Menschen den ungefähren Inkompetenzgrad ablesen zu lernen. Wehe wehe! Sie weiß nun, wie Theo Weigel sich damals gefühlt haben muß, als er gezwungen war, sich auf Grund des Mangels an gut ausgebildeten Augenbrauenstutzern jahrelang das obere Gesichtshaar wachsen zu lassen, bis es aussah, als wären pelzige Säuger auf seiner Stirn verendet. Verständlich bleibt, daß F. keinesfalls aussehen möchte, als hätte ein Golden Retriever Welpe auf ihrem Kopf sein frühes Ende gefunden. Keine Macht dem Hippietum! Mit unordentlichen Frisuren droht auch der Drogenkonsum und wer Drogen nimmt, peppt sein Auto mit Unterbodenlicht und Tieferlegung auf und solche Leute wiederum sind unbestritten am untersten Ende der Gesellschaftsleiter angelangt und sollten von rechts wegen ununterbrochen finster angestarrt werden. F. als sehr unbescholtene Bürgerin möchte natürlich nicht so tief sinken.

Zwar nicht gesellschaftlich, aber doch in der Gunst ihrer Ehefrauen und -männer müssen diese armen Menschen zweifelsohne abgrundtief gesunken sein, wenn sie sich an einem Tage mit -15°C Außentemperatur tatsächlich genötigt sehen, in Kanus auf dem St. Lorenz Strom herumzupaddeln. Nur wer kein schönes Heim sein Eigen nennt, durchstößt freiwillig in Spezialkluft die Eisschollen des im Schnitt einen Kilometer breiten Flußes. Die Begegnung mit den verrückten Gesellen war recht seltsam. A., F. und J. standen am Ufer herum, als plötzlich kleine Punkte sichtbar wurden. Man rätselte, was das wohl sein mochte, bis die Kanuten näher ans Ufer kamen und kein Zweifel mehr bestand. Schnell wurde die Handykamera gezückt, während die Flußreisenden einen Snack einnahmen, um dann weiterzuschwimmen. Auf Grund ihrer eventuell schönen Frisuren nach ihrem Stammfriseur zu fragen, kam leider nicht in Frage, da die Herren Helme trugen.

2 Kommentare:

  1. Eine hippige Haarmatte ist unter keinen Umständen akzeptabel, liebe F. Sonst ist dein Bett nicht nur tränenflüssigkeitbedeckt, sondern auch noch stachelig aufgrund der vielen Haare, die Du Dir dann im Schlafe raufen können wirst. Nein, so kann es nicht gehen! Ich empfehle Dir mein Geleit, wenn Du Dich schlußendlich auf die Suche nach einem Scherenmeister machst. Bitte, warte nicht zu lange!

    AntwortenLöschen
  2. Wenn du sie wachsen lässt, ruf mich an wenn ihr in D landet. Ich fotografiere den rosa Plastikhaarreifen :-)
    Man, ihr habt es echt schwer in Kanada!!!

    AntwortenLöschen