Sonntag, 15. Februar 2009

Gratulation, Du hast ein neues Motorrad freigeschaltet!

Am Wochenende steigt F. aus dem Bunker der Videospielkranken (B.d.V.) hinauf in die normale Welt. Im B.d.V. ist die Welt anders. Man braucht eine Magnetkarte und Zugangscodes, um die alltäglichsten Türen zu öffnen. Will F. ins Treppenhaus: Magnetkarte ranhalten, piep! Aus dem Treppenhaus wieder raus: Magnetkarte und piep! Auf den Gang, in den Testraum, in die Pause, in den Pausenraum, auf's Klo... die Magnetkarte glüht. Bei F. glüht sie besonders, denn die trinkt immer viel und muß alle 2 Stunden pinkeln.

Das Unternehmen hat also wie man sieht sehr hohe Sicherheitsmaßstäbe. Die CDs und Speichersticks zu testender Spiele werden jeden Abend in einen Tresor geschlossen, genau wie die Spezialgeräte, mit denen man unterschiedliche Spielkonsolen für Bildschirmaufnahmen und eine direkte Datenübertragung an den PC anschließen kann. Das Mitbringen technischer Geräte jeglicher Art ist strengstens verboten - man könnte ja Daten nicht veröffentlichter Spiele nach draußen schmuggeln. Wird von außen an die Tür des Testraums geklopft, müssen erst alle darin befindlichen Tester ihre Monitore ausschalten, bevor der Besucher eintreten darf.

Die Firma wird bevölkert von Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, die komplett den Verstand verloren haben. Der Durchschnittstester ist 25 Jahre alt und spielt 8 Stunden pro Tag testweise Vorversionen neuer Spiele. Zu jedem gefundenen Bug (dt. Fehler) muß ein ausführlicher Bericht geschrieben werden. Man könnte meinen, daß die Pausen genutzt werden, um die Augen auszuruhen, aber weit gefehlt: Die einstündige Mittagspause verbringen die schwarz beTshirteten Nintendo-Hippies im Pausenraum an einer der 5 frei aufgestellten Spielkonsolen zockend.

F., die durchaus auch gern privat den Joystick schwingt, wirkt neben diesen Strebern natürlich wie eine Canasta spielende Kaffeekränzchenomi. Sie arbeitet mit vorwiegend normalen Menschen in der Übersetzungs- und Sprachtestabteilung, in der die Spiele für den italienischen, spanischen, französischen, portugiesischen, polnischen, niederländischen und selbstverständlich deutschen Markt übersetzt und angepasst werden. Dort sitzen dann 20 erwachsene Menschen verschiedener Nationen zusammen und shampoonieren mehrere Stunden am Tag Hundebabys auf dem Nintendo DS, nur um zu sehen, ob die Hundemutti auch keine Kommafehler in ihren Kommentaren hat. F. findet die Arbeit toll, denn es ist alles sehr abwechslungsreich. Mal muß man Autorennen spielen, mal die Dialoge einer Ninjakämperin übersetzen. Einige Spiele sind so schlecht, daß man die ganze Idee am liebsten als Fehler werten würde, aber das geht natürlich nicht, denn sonst hätten ja die ganzen Leute mit schlechtem Geschmack keine neuen Videospiele mehr.

Nach 8 Stunden Playstation muß F. schnell nach Hause, um ausgleichsweise die hier zu sehen:
So guckt J., wenn sie zuviel Nintendo gespielt hat:

3 Kommentare:

  1. Toll beschrieben, ich hatte schon immer mal darüber nachgedacht, wie es in so einer Firma abgeht.

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  2. wann bist du völlig durchgeknallt bei solcher Arbeit ???? :-))))))

    Bussi Silvie

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  3. Also wie schon erwähnt bin ich noch ganz normal. Ich esse in der Pause meine Schnitte und mache einen Spaziergang, wenn es das Wetter erlaubt. Außerdem habe ich eine normale Frisur und ein Leben, daß nicht aus Pixeln besteht. Die Sprachtester Abteilung Lokalisation sind alle okaye Typen, denen man auch mal nen Dollar für ne Cola leihen würde.

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