Samstag, 17. Januar 2009

Hundehalter hier gehören eingesperrt!


Zwischen -21°C und -27°C realer (nicht gefühlter) Temperatur mutiert F. zu einem dauersarkastischen, mäkeligen Monster. Nach 10 Minuten draußen hat sie starke Kopfschmerzen und kleine Erfrierungen an den Wangen.

J. findet das auch nicht so gut. Überall ist Salz gestreut, aber auch auf ungewürztem Schnee läuft es sich auf längeren Strecken bei dieser Kälte nicht so gut und sie hält ab und an eine Pfote hoch. Lange geht das aber nicht, denn man muß ja wie eine Wilde in der Gegend herumrasen, um warm zu bleiben.

Da die Batterie des Autos durch arge Blödheit F.s in Form von Lichtanlassen den Geist aufgegeben hat und die CAA (= kanadischer ADAC) Mitgliedschaft eine Wartezeit von 48 Stunden bis zum ersten Service verlangt, latschten F. und J. die letzten beiden Tage mißmutig durch die Stadt und hielten sich mehr als gewöhnlich in den wenig geliebten Hundeparks auf.

Dort trafen sie auf PeeWee, 5 Monate, Rauhhaar-Jack Russel, der tatsächlich Schuhe anhatte und dessen Besitzerin erst auf Hinweis F.s, daß am Penis des Welpen schon Eis hänge und er wirklich friere, Anstalten machte, den Kleinen einzufangen (Dauer: 10 Minuten) und nach Hause zu fahren.

Später kam Roger, Bassett mit tiefer Stimme, die er auch rege nutzte, um J. seine Spiellaune mitzuteilen. Rogers Frauchen fand das nicht so toll und knallte Roger erstmal auf den Rücken, F.s Protest einfach überhörend. Roger war damit natürlich gar nicht einverstanden - würde aber, nach Frauchens Aussage, die Geste ganz genau verstehen.

Dann war da noch Beagle-Jüngling Gaston. Auch er mit 3 Schuhen bekleidet, der 4. war wohl schon verloren gegangen. In wildem Spiel büßte Gaston dann auch noch einen weiteren Schuh ein, den er aber pflichtbewußt sofort einsammelte und fröhlich herum trug. J. hinterher. Herrchen begann dann, mitzuspielen und lief schimpfend hinter seinem Beagle her. Der fand es super, daß Herrchen, der bis dahin am Telefon gehangen hatte, endlich mal mitmachen wollte und rannte umso schneller. J. weiter hinterher. Aus lauter Sanftmut ließ Gaston Herrchen dann etwas näher heran - man will ja auch Chancen geben im Leben. Herrchen nutzte die Gelegenheit und versohlte Gaston ordentlich, warf ihn dann auf den Rücken und hielt ihm die Schnauze zu. Da hielt J. dann doch eher Abstand.

Fazit: Wer eine Zeitreise in Sachen Hundehaltung machen will, komme gern nach Montreal. Beratungsresistente, uninteressierte, gewaltbereite Menschen gepaart mit hilflosen Hunden und modernen Erziehungshilfen schaffen ein Drama ungeahnten Tiefgangs. Morgen wird das Auto repariert; J. und F. freuen sich schon darauf, den Hundeparks wieder größenteils den Rücken zukehren zu können.

3 Kommentare:

  1. AUA! AUTSCH! SCHEI..! Ist nicht wahr, oder?
    Und F. will dort kein Geld als moderner Hundetrainer verdienen? Ich mein ja nur: bei 30 Euro halbe Std. Gassiservice rechne ich gerade aus, was 1 Std. Hunde & Mensch-Team-Training kosten könnte :-(

    Liebe grüße von Mandy
    und den Elbwiesen

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  2. Erschreckend! Mein idealisiertes Kanada Bild wird gerade sehr getrübt. Man muss wohl in die kanadische Wildnis ziehen um dem Elend zu entgehen.
    LG Emils Frauchen

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  3. Harhar! Die Wildnis haben wir schon probiert, die ist ohne Wege kaum zu bewältigen. Für mehr Desillusionierung siehe Eintrag vom 18.10. "Sägemehl und Freiheit" unter dem Stichwort "Ausflüge"

    Mandy, 1h sind für 50 Tacken zu haben. Natürlich gibt es sog. Hundetrainer schon wie Sand am Meer - da sind Ausländer mit gewaltfreier, langwieriger Erziehungsmethode eher nicht gefragt.

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