Donnerstag, 22. Januar 2009

Invasion unseres Parks

Als naturliebender Mensch kennt man das ja schon: Bei Sauwetter trifft man in den schönsten Parks, Wäldern und Grünanlagen niemanden. Jedermann wendet sich symbolisch und tatsächlich von der unüberdachten Welt da draußen ab. Wer möchte schon gern durch Pfützen schlurfen, sich die Schuhe dreckig machen und naß werden...
F. ist der Ansicht, daß aus diesem Grunde eine bestimmte Anzahl obligatorischer Besuche von Grünanlagen bei schlechtem Wetter eingeführt werden sollte, die nötig ist, um auch bei Sonnenschein Eintritt in den Park zu bekommen. So könnte jeder Mensch ein Stempelheft haben und F. müßte im Sommer nicht mehr einer Milliarde Deckenlungerern begegnen, denn die Leute wären mit Sicherheit viel zu faul, ihr Schönwetter/Schlechtwetterkonto ausgeglichen zu halten.
Wer denkt, dies sei totalitärer Überwachungsstaatenstyle, hat damit vollkommen recht. Jedoch erfordern harte Zeiten und blöde Leute auch entsprechende Maßnahmen. Solange F.s Freiheiten nicht eingeschränkt werden, können die Freiheiten anderer Menschen ihrer Meinung nach ruhig nackig gemacht werden. Nächstenliebe ist schließlich schon lange total out.

Im Winter begegnet man derselben Impertinenz: Die Flocken stapeln sich, die Kälte klirrt, der Park bleibt einsam. F. findet das gut. Sollen die Schönwetterbratzen doch bleiben, wo der Ofen bullert. Eine deutsche Frau friert nicht, eine deutsche Frau zittert vor Wut, daß es nicht kälter ist. Gleiches gilt für Hunde deutscher Frauen.

Schlimmer noch wird die ohnehin schon wenig applaudierenswerte Situation allerdings, wenn auch in der kalten Jahreszeit immerdar lauernde Ausnahmen auftreten. So beobachtet heute in F.s Stammpark Jean Drapeau auf der Île Ste Hélène. Sonst trifft man dort pro 2 Stunden Spaziergang im Schnitt eine lausige Person, die zudem nur als 0,5 Personen gezählt werden kann, weil sie entweder a) obdachlos (wenn man keine Bleibe drinnen hat, gilt der Aufenthalt im Freien logischerweise nur zu 50%) oder b) ein Fotograf (der dick eingepackt den Weg vom Auto zum Fotografierobjekt und zurück sprintet, um kürzer draußen zu sein) ist. Heute war in Vorbereitung auf die Fête des Neiges, das Schneefest, alles voll mit skulpturenformenden Pseudokünstlern und soundcheckenden Familien-DJs. Kinder können in toll geformtem Umfeld rutschen
und sich auf 12 nebeneinander angelegten Spuren mit Gummireifen in die Tiefe stürzen. Auf dem Weg um die Insel herum wurde eine 3km lange Eislaufbahn angelegt. Es gibt einen Lift, plärrende Popmusik, Eisstockschießen, ein Hockeyturnier, Eisbaden im Fluß, und Einiges mehr. Alles in allem schauen schon die Vorbereitungen spannend aus. J. kann gar nicht hingucken. Die üblicherweise so einsame Insel wird überschwemmt von entertainementhungrigen 3jährigen + Eltern sein. Genau richtig für F. und A. Die werden das Gassigehgebiet für dieses Wochenende woandershin verlegen, dafür aber mal beim Reifenrutschen vorbeischauen. Vielleicht ändert die sanftmütige F. ja dann ihr Urteil und erlaubt dem Amüsiervolk offiziell den Aufenthalt in ihrem Park. Altruismus und Freigiebigkeit sind schließlich ihre zweiten Vornamen. *räusper*

6 Kommentare:

  1. Einmal im Jahr ist das durchaus auszuhalten. Und warum soll es euch besser ergehen, als uns Jahrelang zum Windberg/Burgfest? :-)))

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  2. Keine schlechte Idee, das wäre vor allem etwas für die, die nur mal im Urlaub mit dem Hund wirklich in die Natur gehen und es sonst auf eine kurze Runde um den Block beschränken. Allerdings kann es schwierig sein, wenn man Hunden gestraft ist, die der Meinung sind, Wasser ist ein Element des Teufels.

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  3. Mhm, schlechtes Wetter besteht ja nicht nur aus Niederschlag. Kälte und Wind sowie Silvester, 40°C im Schatten und Finsternis um 4 Uhr nachmittags zähle ich auch noch dazu.
    Besagter Park ist im Frühling/Herbst jedes 2. WE belegt *kotz*, ich freu mich schon...

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  4. Zudem strotzt besagter Park von Zeichen der Zivilisation - Picknickbänke und -tische -, die in fein säuberlichen Abständen von bis zu 10 Metern potentielle Freilaufflächen übervölkern und den Park, auch, wenn er tatsächlich leer ist, voll erscheinen lassen. Wahrscheinlich sind ebengenannte Sitz- und Essmöglichkeiten vielmehr Hort für unverfrorene Eichhörner und anderes buschiggeschwanztes Getier. Ja, da finde ich großen Gefallen am tiefen Winter, da sich dann alles unter einer tiefen Schicht weißen, kalten Nasses verbirgt, so daß auch J. so Einiges an Streß erspart wird. Sie muß sich jetzt wenigstens nicht mehr so beeilen, zu den Tischen zu kommen, um ihre Abendmahlzeit zu erlegen, sondern kann ruhigen Gewissens auch 3 Stunden an Füßen von Bäumen sitzend verbringen.

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  5. UNVERFROREN? ERFROREN vielleicht! Hab heute gefroren wie kaum in den letzten 4 Wochen UND dabei liegt in DD kein Schnee mehr, der nicht Tage zuvor zu 3m50Haufen am Straßenrand zusammen geschaufelt wurde!!!
    Was ist bei euch los? Eichhornchen im Winterschlaf? :-)

    Ps.: 20 Versuche weil URL unzulässige Zeichen hat???

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  6. Vielleicht das ? oder das = in Deiner Adresse? Eichhörnchen halten sich zur Zeit bedeckt. Bei ganz viel Schnee lassen sie sich extrem selten sehen. Heute 30cm Neuschnee über den Tag verteilt. Tendenz steigend.

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