Dienstag, 9. November 2010

Erna rockt die Straße.

Dieser alte Kamerad hat ausgesorgt und wurde für EUR 130 an zwielichtige Männer verkauft, die ihn wahrscheinlich nach Afrika verkaufen, wo tagsüber längs zersägte Schweinehälften auf seinen umgeklappten Rücksitzen transportiert und nachts Kindersoldaten zu ihren Ausbildungsstätten kutschiert werden. A. und F. haben nach sehr langer Suche und dank großzügiger, älterer Verwandter einen Ersatz gefunden.
Der Ersatz, ein supertoller Nissan Primera Traveller 2.0 Sport, wurde nach seiner Erstbesitzerin benannt und heißt somit fortan Erna. Vor vielen Jahren erwarb man sie neu. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Käuferin bereits das stattliche Alter von 69 Jahren erreicht. Der zweite Besitzer Helmut war mit 65 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Erna freut sich deshalb besonders, ihre Sitze nun zwei frischen Endzwanzigern anzubieten. Sie ist im Innern komplett in beiges Leder und Wurzelholz gekleidet - großmütterlich aber doch irgendwie fesch. Es gibt ein Automatikgetriebe, worüber besonders F. sich sehr freut und zahlreiche andere Extras, die jedes Rentnerherz erfreuen würden. So besticht die Rückseite von Fahrer- und Beifahrersitz z.B. durch einen praktischen Handtaschenhalter! Dank dem Aschenbecher in der hinteren Mittelkonsole können alle fünf Insassen quarzen, daß die Schwarte kracht, ohne dem beigen Leder ein Leid anzutun. Juchu! Lange gesucht und nun doch unter all den Knöpfchen gefunden - ein Tempomat. Der wird von F. im rauschigen S.er Stadtverkehr brav auf 50 eingestellt und treibt alle anderen Autofahrer in den Wahnsinn.
Damit der beige Kofferraum nicht von J.s schwarzen Haaren verunreinigt wird, bestellte A. eine maßangefertigte Kofferraumwanne mit 5 cm hohem Rand und Antirutschbeschichtung. Es müßten also mehr als 0,072 Kubikmeter - das sind 72 Liter - Flüßigkeit aus J.s Fell austreten, bevor die Wanne überläuft. Eher unwahrscheinlich, zumal das aufliegende Hundekissen auch noch ganz schön was aufsaugt. J. darf hinten sogar Musik genießen, denn an der Decke des Kofferraumes sind Boxen angebracht. Wow! Erna, Du bist ausgezeichnet! Mögest Du viele Kilometer entspannt mit A., F. und J. durch die Gegend fahren, äh, spazierenfahren.

Freitag, 5. November 2010

Blog droht zu zerfallen

Es ward still um dieses Blog. Warum? 
Weil das Land Baden-Württemberg entschied, zusätzlich zu Unterricht, Korrekturen und Planungsaufwand noch zwei volle Tage der Woche zusätzlich zu belegen, weswegen sowohl A. als auch F. ihre Zeit fast ausschließlich mit Arbeit, Schlaf, Gassigehen und Essen füllen mußten. Nicht einmal mehr für regelmäßiges Star Trek Schauen blieb Zeit. Grausam. Glücklicherweise findet dieser Zustand innerhalb der nächsten zwei Wochen allmählich ein Ende, sodaß hier wieder regelmäßig tolle Infos abzurufen sein werden.
Hier schonmal ein kurzer Vorgeschmack in Form eines Spiegeleies, das aussieht, wie ein grimmiger französischer Fernsehkommisar. In letzter Zeit ißt die F. nämlich vermehrt Eiweiß, weil ihr Körper ihr das so diktiert. Was der Körper mit all den Proteinen möchte, hat er F. noch nicht verraten. Eigentlich mag sie ja gar keine Eier, sondern verspeist viel lieber Obst. Äpfel (gegen die sie allergisch ist), Bananen (die auch machen, daß ihr Mund juckt), Orangen (nach deren Genuß sie sich nicht ins Auge fassen darf, weil dieses sonst anschwillt), Weintrauben (die sie vor dem Essen noch nicht einmal wäscht) usw. Obst ist eine leckere Erfindung, die man trotz Allergien in großen Mengen zu sich nehmen sollte, weil sonst der Stuhl ganz fest und schmerzhaft wird und der Teint vor sich hin bröckelt. Obst zuhause, Obst unterwegs, Obst am Steuer, wenn die Polizei nicht hinschaut. 
Für ganz realitätsfremde, naturentfernte Menschen gibt es jetzt sogar den 'Apple to go' (dt. 'Apfel für unterwegs'). Anders als bisher nämlich alle gedacht haben, kann man normale Äpfel nicht mal eben so einstecken und mitnehmen. Gott bewahre! Wie unsauber, unfrisch und unpraktisch wäre das denn, den Apfel einfach in die Tasche zu stecken und später zu verzehren. Der hat dann ja gleich tausende Quetschestellen an seinem zarten Apfelkörper, sabbert einem seinen Saft über die Finger und hinterläßt schlußendlich einen schwer entsorgbaren Apfelgriebs, den man stundenlang mit sich herumtragen muß, bevor sich eine geeignete Möglichkeit zum Wegschmiss bietet. Herrjemine!
Der 'Apple to go' ist ganz anders. Sauber, frisch und praktisch kommt er in einer Plastiktüte mit Serviette daher - für nur EUR 0,99! Laut Karton bleibt der Apfel in der Plastiktüte, die ihn vor widerlichen Umwelteinflüßen schützt, durch den sogenannten 'Eigeneffekt' auch noch länger saftig und frisch. Was dieser Eigeneffekt wohl ist? Tritt der bei allen Plastiktüten auf oder nur bei dieser speziellen für den tollen Apfel? 
Hätte Albert Schweitzer mal schön seine Koffertruhe samt Wagen in solch eine Tüte gesteckt, dann wäre beides durch den Eigeneffekt auch heute noch gut in Form, statt kurz vor dem Verfallen in einer Ecke des Albert Schweitzer Museums im Schwarzwald herumzustehen. Das Albert Schweitzer Museum war übrigens sehr informativ und durchaus sehenswert, wenn man mal von dem rassistischen Originalfilmmaterial absieht, auf dem der Herr Schweitzer herrschaftlich herumstehend die schwarzen Einheimischen bei der Arbeit beaufsichtigt, während ein Kommentator mit brillianter Beobachtungsgabe erzählt, wie faul und arbeitsvermeidend die 'Neger' seien. Klar, das war früher halt so. Deswegen muß man den Film der Öffentlichkeit natürlich nicht vorenthalten. Aber schriftlich daneben etwas daran herumkritteln oder sich zumindestens im Namen des ganzen Museums nachträglich bei allen potentiellen schwarzen Besuchern dafür entschuldigen - das könnte man schon. Hat man aber nicht. 
Dies trübte F.s Stimmung leicht. Die Trübung hielt aber nur so lange an, bis sie jene schönen runden Büsche im Vorgarten eines Hauses in der Nachbarschaft erblickte. "Wer solch grüne Büschchen derart herrlich rund zurechtschnippelt, kann nur ein sanftmütig beseelter Mensch sein." dachte sie bei sich. Und schwuppdiwupp, war die Stimmung wieder blendend.

Samstag, 25. September 2010

Hottehü!

Man hätte auch einen Streitwagen anspannen können, so toll liefen der Lethargo-Labrador und die J. nebenher.



Montag, 13. September 2010

Blau, liniert, dreigeteilt

Nun hat die Schule in BaWü wieder angefangen und F. wackelte heut morgen brav zur Dienstbesprechung, in der ganz viel bekanntgegeben, vorgestellt und wohlwollend beklopft wurde. Danach Schlangestehen im Kopierraum mit elegantem Kopieren von 360 Seiten für die erste Woche, weil jeder Schüler danach giert zu erfahren, was wann wie bewertet wird und wie die Organisation läuft.
Wichtige Fragen sind zu klären. Braucht man in Englisch ein Heft oder einen Hefter? Welche Farbe soll der denn haben? Geht blau (25 Schüler nicken zustimmend)? Kann ich auch grün nehmen (5 Schüler blicken bittend)? Welche Unterteilung soll drin sein? Möchten Sie liniertes oder kariertes Papier? Alles enorm wichtig. Am Ende entscheidet man sich für Hefter, blau, Papiersorte total rilleschnurzegal und Übungsteil, Vokabelteil, Grammatikteil.
Dann die absolute Knallerfrage des Tages: "Frau F., was kommt in den Vokabelteil?"
Mhm, mal nachdenken...Vokabeln? Oder vielleicht doch Grammatik? Das wäre ungefähr so, als würde man Geflügelfleisch kaufen wollen, das zur Verwirrung des Kunden mit 'Rinderhack' beschriftet wurde. Demnächst kommt F. in den Unterricht und verkündet auf Französisch, daß jetzt eine Englischstunde stattfindet, wenn eigentlich gerade Deutsch auf dem Stundenplan steht. Ob die Schüler das merken würden? Mit Sicherheit, weil der Englischhefter blau ist und der von Deutsch gelb.

An der Schule gibt es dieses Jahr eine Änderung. Die Schüler müssen nun in jeder großen Pause das Schulgebäude verlassen. Als dies schon entschieden war, fragte der Schulleiter bei Kollegen von anderen Schulen an, was bei Regen zu tun sei. Die anderen Schulleiter antworteten, bei starkem Regen dürften die Schüler im Schulgebäude bleiben, es habe aber seit zwei Jahren keinen starken Regen mehr gegeben. Daraus kann sicher geschlußfolgert werden, daß die Schüler nur dann nicht nach draußen müssen, wenn der Regen so heftig ist, daß die Wucht der Tropfen sie ohnehin erschlagen würde. Eventuell auch bei hühnereigroßem Hagelschlag und Temperaturen unter -20 Grad. F. findet das ausgezeichnet, eine sehr weise Entscheidung seitens der Gesamtlehrerkonferenz. Junge Menschen brauchen schließlich frische Luft und ausreichend Bewegung, um rechtzeitig die enorme Entwicklungsstufe ihrer älteren Mitmenschen erreichen zu können. Außerdem mußte F. in ihrer Schulzeit IMMER in ALLEN großen Pausen in der Kälte herumstehen, weswegen das Leiden jetziger Schüler im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit mit feurigen Lippen willkommensgeküßt werden sollte. Blöd nur, daß F. montags in der ersten großen Pause Aufsicht hat. Hoffentlich regnet es nicht.

Mittwoch, 25. August 2010

Auf Besuch im Gers

A. und F. befinden sich gerade anderswo, als sonst üblich. Sie sind selbst ganz erstaunt darüber, an welche Orte es einen verschlagen kann. In den Pressegeschäften der aktuellen Stadt z.B. liegen die Pornoheftchen im 'Kunst & Kultur' - Regal. Nicht bei 'Erwachsene', nicht in der Männer- oder gar Frauensektion, nein, bei 'Kunst & Kultur'. Allein der Kinder- und Jugendbereich wäre noch absurder gewesen.
Übrigens haben Pornoheftchen heutzutage auch Beilagen, was es vor 20 Jahren nur in der Yps gab. Während die Macher der Yps ihrem Druckerzeugnis jedoch getrocknete Urzeitkrebse und Plastikdetektivwerkzeuge beigaben, stecken im Sexmagazin DVDs und Gutscheincodes mit 24h-Zugängen zu einschlägigen Seiten. Niemand hält sich heute noch damit auf, Krebstiere in Wasser aufzulösen. Selbst Zeitschriften für unter 14jährige halten diese Gimmickbranche für tot. Stattdessen gibt es Miniröcke, Schals und Schminkpröbchen (früher ein Monopol des Wendy Pferdeheftes). Wie weit kommt es in der Welt?
Im derzeitigen Aufenthaltsland von A. und F. existieren alle möglichen Spezialzeitschriften. Allein fünf verschiedene Blätter über die Jagd: 'Die Jagd', 'Auf der Jagd', 'Mein Vorstehhund und ich', 'Jagen' und 'Jagen und Fischen'. Bauzeitschriften sind auch groß im Kommen - 'Sein Haus renovieren und dekorieren', 'Renovieren', 'Lebenswerk Restauration' usw. Fehlt nur 'Mein Spaten und ich' oder 'Ein Abend am Betonmischer'. Weilt man zu Besuch bei Einheimischen, lohnt sich ein Blick ins Magazinkörbchen auf der Toilette. Welch tiefe Einblicke ins Privatleben des Gastgebers F. erheischen konnte! Die interessanteste Entdeckung bisher: ein monatlich erscheinendes Heft namens 'Napoleon I.' Was um alles in der Welt gibt es jeden Monat neu über Napoleon I. zu berichten? Immerhin ist der ja tot und hat noch nicht einmal mehr Affären mit 20jährigen C-Promis (und falls doch, müßte man eher über deren Treiben berichten, weil der arme Napoleon sich eh nicht mehr wehren kann).
Der Gastgeber und Abonnent des Napoleonmagazins war übrigens so freundlich, auf dem Gelände seines bescheidenen Schloßes eine Dorffeier auszurichten, bei der viel gutes Essen gereicht wurde. Nach dem Hauptgang folgte ein kleines Quizspielchen, ausgerichtet vom französischen Botschafter für Pakistan, welchen man später ganz undiplomatisch in den Pool warf. Ein gelungener Tag.

P.S.: Der französische Botschafter für Pakistan wollte das Napoleonmagazin auch abonnieren, es wird aber leider nicht so weit nach Osten geliefert. Deswegen liest er es während solch kleiner Dorffeste auf dem Klo. Da geht man gerne urinieren!

Donnerstag, 5. August 2010

Ein bunter Blumenstrauß an Bildern - Teil 2

J. neigt in letzter Zeit zu sehr erfolgreichem Mäusefangen. Mit F.s Erlaubnis werden die Nager aufgespürt, aus dem Loch gejagt und schnell exekutiert. Anschließend verspeist J. die Maus unter subtilen Knuspersounds. Manchmal jedoch - ganz selten - mag J. die gefangene Mausmahlzeit nicht essen. Zum Beispiel wenn das Tier zu staksige Beinchen hat, die im Maul beim Kauen komisch rumhängen. Dann wird die Maus belutscht und besabbert, aber nicht gefressen. Ein unhaltbarer Zustand! Deswegen steckt sie F. in ein altes Brötchen und schon sind die störenden Gliedmaßen kein Problem mehr. Voilà! 

Manchmal hat auch F. keine Lust auf ihr Essen. Zufällig immer dann, wenn die zerknittertste Tischdecke der Welt auf dem Tisch liegt. Hier ein Beweisfoto:

Diese Tischdecke ist derart knittrig, daß sich Suppenteller auf den Rücken der hohen Faltenberge zur Seite neigen und ihren kostbaren Inhalt verschütten, so knittrig, daß man Blutergüsse bekommt, wenn man sich aufstützt, so knittrig, daß es meldepflichtig sein sollte, eine solche Tischdecke im Haus zu haben oder über ihren Erwerb auch nur nachzudenken! Wäre dieses Tischtuch ein Hemd, müßte der Träger vor Scham metertief im Boden versinken und umgehend seine Arbeitsstelle verlieren. Ja wäre dieses ein menschliches Gesicht, würde es jeder gesunde Betrachter immer älter schätzen als die acht Monate, die es in Wirklichkeit auf dem Buckel hat. Kein Wunder, daß F. da der Appetit vergeht!


Statt ihre Eier zu essen, legt sie sie sich aufs Knie und wartet geduldig, bis daraus Küken schlüpfen. Diese wechseln später die Farbe zu gelb. Danach werden sie rasiert und als Tennisbälle verkauft.

J. hat sich raubtiergemäß beim Anblick der niedlichen Küken sofort das Maul geleckt und wollte auch zuschnappen. Daraufhin sperrte man sie in ein anderes Zimmer. Sie fühlte sich wohl zu sehr an die aus dem Nest gefallenen Vogeljungen erinnert, die F. und J. in letzter Zeit häufig auf dem Weg sitzend finden. 


Hier hat sich F. verbrannt, nachdem sie zweieinhalb Stunden konstant im Schatten saß. Uneingecremt - zugegebenermaßen - aber im Schatten. Natürlich war die Schulter eine Woche später wieder genauso weiß wie zuvor. Sämtliches Melanin in F.s Körper konzentriert sich nämlich auf Sommersprossen und Leberflecken, von Sommerbräune kann keine Rede sein. Apropos Leberflecken: jüngst gelang eine sensationelle Entdeckung! Ein Bild von J. befindet sich direkt auf F.s rechtem Oberschenkel, man sehe und staune:

Für die Großmutter: Wie man eine Taste aus der Tastatur entfernt...

Freitag, 9. Juli 2010

Ein bunter Blumenstrauß an Bildern - Teil 1

Seit einiger Zeit besitzt F. ein Kamerahandy, das trotz 3,2 Megapixeln Auflösung immer noch erstaunlich schlechte Fotos fabriziert. Dank dieses Technikwunders fotografiert sie ab und an interessante Dinge, die ihr im tristen, drückenden Endzwanzigeralltag so vor die Nase geraten. Hier eine geheime Auswahl jener Objekte:
 Was ist das wohl für ein Mensch, der Zeitungsartikel aus dem täglichen Stuttgarter Wurschtblatt kopiert, laminiert (!!!), an öffentichen Stellen verteilt und gewissenhaft untendrunter einen derart schönen Satz notiert? Wahrscheinlich hat derselbe Mensch, als er der ersten weiteren Person den wichtigen Artikel zum Lesen vorlegte, traurig kopfschüttelnd 'Armes Deutschland!' gemurmelt. Extrem wahrscheinlich.
An dieser Stelle sollte jetzt eigentlich das sehr schöne Motiv von A.s Mandelentzündung präsentiert werden. F. ist sich allerdings nicht sicher, ob trotz hoher Ästhetik und unbestreitbarem Informationswert ein zu starker Ekelfaktor vorliegt, der alle Blogleser scharf einatmen ließe. Deswegen weg mit dem scheußlichen Mandelentzündungsfoto. 
Oben zu sehen der schmunzelhafte Zustand des rechten Außenspiegels von A. und F.s Wagen. Nach einem Akt roher Gewalt wurde dieser per Sekundenkleber und Kraftband unter Berücksichtigung von keinerlei Qualitätsmaßstäben wieder am Fahrzeug angebracht. Seitdem quietscht er, wie ein Sechserpack 1,5 Liter Aldi-Plastikmineralwasserflaschen, wenn man ihn von der Europalette in den Einkaufswagen hievt. Jeder kennt das Geräusch. Für zwei Sekunden durchaus charmant - süß gar - für sechs Stunden auf 500km nach Chemnitz absolut gehirnverflüssigend.
Ein Feuersalamander im Teich nahe der Waldebene Ost Stuttgarts. Das erste Exemplar, welches F. persönlich unter die Augen trat. Laut Wikipediaartikel hat ein Feuersalamander bisweilen eine sogenannte Begleitfauna. Die Geburtshelferkröte zum Beispiel, welche so komisch heißt, weil sie sich ihre Eier um die Fersengelenke wickelt, statt sie irgendwo zu vergraben. Menschen können ihren Nachwuchs leider nicht um die Fersen wickeln, weil die Proportionen für solche Eskapaden ungünstig angelegt wurden. Deswegen bleibt die Geburtshelferkröte allein mit ihrer unkonventionellen Lösung.
Im Reformhaus am Hbf Stuttgart kostet DARMCARE jetzt nur noch € 11,99 statt € 13,49. Ungeklärt bleibt weiterhin, was verkauft wird: Eine Dienstleistung oder ein Nahrungsergänzungsmittel? Falls es sich um eine Dienstleistung handelt, spielt F.s Fantasie sofort absolut verrückt. Falls DARMCARE jedoch ein einfaches Nahrungsergänzungsmittel sein sollte, fragt man sich natürlich, warum es preislich reduziert worden ist. Rückt das Verfallsdatum näher oder will keiner seinen Darm pflegen? Und was richten solche Darmmittel eigentlich Schlimmes an, wenn der Zeitraum der sicheren Nutzung verstrichen ist? Die engagierte Angestellte des Reformhauses konnte dazu keine Aussagen treffen, hatte jedoch eine für Stuttgarter Verhältnisse sehr alternative, asymetrische Frisur, bei der die Haare auf der einen Seite viel kürzer rasiert waren, als auf der anderen. Sah einigermaßen schick aus.
Jetzt soll hier erstmal Schluß sein. F. knallt sich einen Grillkäse Gouda mild in die Pfanne und schaut dann Star Trek. Tada!

Samstag, 26. Juni 2010

Lion goes Wolf

Eine F. nahestehende Person, die hier nicht näher genannt werden möchte, vertraute ihr jüngst eine außergewöhnliche Beobachtung an: Bundestrainer J.L.- habe erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Führer. Erst war F. skeptisch, doch dann schaute sie sich einige Bilder mit dem J.L. drauf an. Hier z.B. guckt er ganz schön grimmig, das hat durchaus Führerqualität:
Der perfide Zug um die Augen überzeugt, auch wenn der Scheitel links auf der falschen Seite getragen wird und die Kotletten ein dem dritten Reich fremdes 70er Flair aufkommen lassen. Vielleicht hätte der Führer ja in seiner Freizeit solche Kotletten getragen. Unglücklicherweise mußte er die Inbesitznahme der Welt koordinieren, was dazu führte, daß er 16 Stunden am Tag sieben Tage die Woche arbeitete (Ränke schmieden, performance-intensive Reden schreiben, hirnrissige Ideen in Buchform veröffentlichen, Promo-Touren) und gar keine Zeit für untätiges Abkulpen mit Freunden oder eine enthemmte Zechtour am Samstagabend hatte. Die wahre Freizeitfrisur Hitlers existierte bestimmt in der Theorie, bleibt aber für immer unter der Geröllhalde der deutschen Geschichte begraben.

Das nebenstehende Foto besitzt ebenfalls schlagende Aussagekraft. Ein bloßes Zeigen mit nacktem Finger auf angezogene Leute oder Softversion altmodischer Gestikuliertraditionen? An dieser Stelle überkommt F. eine finstere Ahnung: Wurde die Leiche des Führers jemals gefunden? Hatte die Sowjetarmee nicht nur Zähne und ein paar Knöchelchen ausgegraben, 30 Jahre lang geheimgehalten und dann unter den Teppich gekehrt? Was also, wenn J.L. gar nicht J.L. wäre, sondern  lediglich eine grotesk aufgebotoxte Variante des entsetzlichsten Despoten aller Zeiten? Unter diesem Gesichtspunkt sollte man sich in Zukunft sämtliche WM-Spiele der deutschen Mannschaft anschauen. Dann fällt auch gleich auf, daß die Kommentatoren mindestens dreimal pro Halbzeit anmerken, die deutschen Spieler hätten auf dem Feld "zu wenig Raum" oder die "Räume vor dem gegnerischen Tor" wären "zu eng". Die deutsche Mannschaft, 11 Männer ohne Raum?
Schlußendlich eine investigative Hausaufgabe an die geschätzten Leser und die aufmerksamen Leserinnen: Schärft Euren Geist, haltet die Augen offen, verfolgt das Spiel am Sonntag! Ist J.L. in Wirklichkeit Hitler? Wissen die Fußballkommentatoren Bescheid? Hätte der Führer Jerseyjacken mit Knopfleiste und V-Ausschnitt angezogen? Sind J.L.s Zähne echt?

Donnerstag, 24. Juni 2010

Wenn der Taube den Blinden führt

Gerade eben kamen A., F. und S. mit den Hunden J. und Sa. (lethargischer Labrador) vom Grillen in der Schreberanlage zurück. Man hatte Käse und Hühnchen auf dem Einweggrill gebrutzelt und sich den Sonnenuntergang angeschaut. Auf dem Rückweg zum Auto dämmerte es schon leicht und Equipment wurde in einer Klappkiste bergabwärts getragen, als plötzlich ein Mischling, kleiner noch als J., wild bellend angerannt kam. J. ging natürlich sofort dazwischen und verjagte den impertinenten Angreifer, der sich nach zwei heftigen Warnungen auch fiepend ins Gebüsch flüchtete. Irgendwann kam dann die Besitzerin hinterher, einen weiteren Hund im Schlepptau. Nach einer kurzen Entschuldigung gingen alle weiter; nur der kleine Mischling, der immer noch lautstark bellte, setzte nach und ehe F. es sich versah, hatte er sie von hinten durch die Hose in die Wade gebissen. 
'Der ist aus'm Tierheim', meinte die inkompetente Besitzerin, die schon wieder 20 Meter ohne ihren kläffenden Hund weitergegangen war, auf F.s Fluchen hin nur hilflos. Als ob das eine gute Erklärung dafür wäre, daß man seinen Hund nicht schon nach der ersten Bellattacke auf Menschen per Leine unter Kontrolle bringt (oder dies zumindest versucht). F. ist ja gar nicht zimperlich - eine fremde Person mal aus Versehen vor lauter Schreck im Dunkeln anzubellen - dafür bringt sie Verständnis auf. Wenn das Bellen dann aber nicht aufhört und der Hund es klar auf den Menschen und nicht auf die anderen Hunde abgesehen hat, sollte man als Halter jedoch einschreiten.
Die kleine Mischlingskröte hatte glücklicherweise nicht mit voller Kraft durch die Hose hindurch gebissen, es blutete nur ganz leicht und wurde halt einfach blau. Eher ein Zwicker, als ein handfester Biss. Und dennoch: wäre es ein kleineres Kind statt F.s 1,72m gewesen, hätte in derselben Höhe gut erreichbar eine kleine Hand gebaumelt - ohne den Schutz einer Hose und sehr viel fragiler, als F.s speckige Wade.
Der Lethargo-Labrador Sa. hatte zu der ganzen Episode übrigens gar nichts zu sagen. So sind sie, die schnarchnasigen Retriever. Auf J. hingegen ist gerade im Dunkeln Verlaß. Braver Hund!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Der kann ja nicht mal einer Amsel nen BlueRay-Player verkaufen.

Liebes Blog,
gestern und heute war F. krank und mußte zuhause bleiben. Kein Schuldienst, kein Lehrerseminar, stattdessen Schwindelanfälle und langweiliges Abhängen in geschlossenen Räumen. Während draußen bis zu 30°C herrschten, blieb die kühle Wohngrotte bei angenehmen 24 Grädern, fast ein bißchen kalt für F.s Geschmack. Aber brave Kranke sitzen die ganze Zeit daheim und profitieren überhaupt nicht vom schmucken Wetterklimbim, herrjemine! F. wäre allerdings auch in keinem Zustand gewesen, durchs Viertel zu flanieren, da sie schon innerhalb der Kemenate alle Nase lang mit den Türrahmen kollidierte - so arg spielte ihr das Gleichgewicht Streiche. 
Dafür hatte sie genug Zeit, auf dem Balkon zu sitzen und A.s Pflänzchen vor der blöden Amselkuh zu beschützen, die ständig in den Kästen rumturnt und wühlenderweise irgendetwas sucht. Auf F.s Rat hin hängte A. am Wochenende schon jede Menge CDs an Stricken quer über den Balkon, um die Amselkuh das Fürchten zu lehren. Leider zeigte dies nicht den gewünschten Effekt. Die Amselkuh wühlte munter weiter. Wahrscheinlich wunderte sie sich sogar, warum die doofen Menschen ihren Wohnbereich mit leeren Rohlingen dekorierten und hätte auch glatt ein paar CDs eingesteckt, wenn sie nicht vor kurzem auf BlueRay umgestiegen wäre, damit die Amselfamilie ihr tolles Abendprogramm in HD genießen kann. Bei der Amselfamilie sieht es im Wohnzimmer übrigens genauso unwohnlich aus, wie in den meisten deutschen Menschenwohnzimmern: alle Möbel sind sklavisch nach dem Fernsehgerät ausgerichtet. Würden die Leute nicht so entsetzlich viel Fernsehen schauen, könnte man glatt meinen, sie besäßen das Gerät nur, damit sie wissen, in welche Richtung die Sitzgarnitur zeigen soll. Ohne Fernseher fehlte das Epizentrum der Wohnstube, welch grausiges Szenario! Also kaufen alle bei Saturn oder im Mediamarkt von komplett inkompetenten Servicemitarbeiter plakativ beschriebene Flachbildschirme, hängen oder stellen sie in massive Schrankwände oder auf Abstelltische mit Glastür und benutzen sie dann natürlich auch (wo sie doch einmal da sind). Verständlich.
Über das grandiose Halbwissen der Elekrogroßmarktmitarbeiter wollte F. schon seit längerem mal richtig abbitchen. Diese Tölpel! Diese Hochstapler! Hätte man etwa schon von Blumenfachverkäufern gehört, die Rosen nicht von Gerbera unterscheiden können? Oder würden bei DHL Typen ohne Fahrerlaubnis eingestellt? Natürlich nicht! Und dennoch besitzen Saturn und Co. die Impertinenz, Menschen zu beschäftigen die keine Ahnung von Videospielen haben oder nicht wissen, wie man einen MP3-Player bedient.  Stumpfe Grobiane, die noch nie einen PC von innen gesehen haben! Zurückgebliebene Germanen der Elektronik, durch den Limes der Großmarktpolitik unüberwindbar getrennt von den Fakten der modernen Technik.
Ahh, das tat gut. Die Gesundung rückt in greifbare Nähe und demnächst wird F. einen dieser Plastikraben kaufen und neben die CDs auf der Balkonbrüstung platzieren. Mal sehen, was die Amselkuh dann macht. 

Sonntag, 6. Juni 2010

Der Sinn des Lebens ist eine Blume. Oder eine Perserkatze.

Lob dem tollsten Haushaltgerät der Welt! Lob dem Geschirrspüler, Sparer von Zeit und Wasser, Nerven und schöner Handhaut! Lob, Lob!
Vor einigen Wochen erwarben A. und F. ein solches Maschinchen gebraucht für wenige Euro und erfreuen sich nun mühelos sauberen Geschirrs. Ein wenig Gefummel an der Abwasserleitung, eine Prise Spezialsalz und ein 7-Phasen-Tab der Marke ja! reichen aus, um das sklavische Gerät zum Arbeiten zu motivieren. Nie mehr sich stapelnde Teller und Tassen, die die Arbeitsfläche in der Küche kontaminieren, nie mehr fettiges Spülwasser und Nudeln im Abflußsieb, nie mehr! Hinfort die Sorgen um das Gekratze mit dem Metalldingens, das keinen richtigen Namen hat, einem aber die Fingernägel ruiniert, wenn man damit eingetrocknete Speisen bearbeitet. Nur noch neutral duftende Lappen bevölkern die Spüle, oh Wunder der Technik.
Der Klarspüler ist übrigens auch von der Marke ja!, was einen einmal mehr wundern läßt: Auf welche dringliche Frage soll ja! eigentlich die Antwort geben? Wird diese spezielle Frage bei der Entwicklung jedes neuen ja!-Produktes extra erdacht? Oder handelt es sich um eine universelle, jedem Stück Ware inhärente Problematik? 
Wie zum Beispiel 'Was ist der Sinn des Lebens?' - nein, denn darauf antwortet nur ein zynischer Optimistenklotz mit ja! Mhm. Vielleicht 'Ist Dir der Sinn des Lebens bekannt?' - klingt schon vielversprechender. Allerdings kommt damit niemand weiter, weil auf der Spezialsalzpackung ja keine zusätzlichen Hinweise zum Sinn des Lebens aufgedruckt sind. Da steht nur REIZEND und 'Gefahr ernster Augenschäden' und 'Darf nicht in die Nähe von Kindern gelangen.' Wieso sollte ein Hersteller, der den Sinn des Lebens zu kennen behauptet, Packungen mit der frohen Botschaft bedrucken und gleichzeitig Kinder kriminalisieren? Oder beziehen sich die kryptischen Anweisungen auf den Sinn des Lebens selbst? 'Bei Verschlucken sofort ärztlichen Rat einholen' klingt, als wäre der Lebenssinn, den die REWE-Handelsgruppe da so geschickt vor der Menschheit zu verstecken versucht, ziemlich gefährlich oder aber sehr fragil. Immerhin ist die menschliche Magensäure dafür bekannt, alle Arten von Substanzen effizient aufzulösen. F. hat einst als Kind ein kleines Lego-Plastikblümchen verschluckt. Trotz aufwändiger investigativer Bemühungen wurde jenes Blümchen niemals wiedergefunden. Sollte der Sinn des Lebens also aus ähnlichem Material sein, so scheint die Warnung vorm Verschlucken gerechtfertigt.
Da nun zweifelsfrei bewiesen ist, daß die REWE-Handelsgruppe den Schlüssel zum Lebenssinn in den Händen hält, hat F. beschlossen, soviele ja! Produkte wie möglich zu kaufen, um weiterer Hinweise habhaft zu werden. Folgendes ist bisher bekannt:
Der Sinn des Lebens
  • stellt eine Gefahr für die Augen dar, muß also besonders schön, häßlich oder hell sein
  • darf nicht verschluckt werden, ist demnach gefährlich oder wenig stabil gebaut
  • kann allergische Reaktionen hervorrufen
Die bisherigen Fakten weisen darauf hin, daß der Lebenssinn entweder eine Blume (schön, instabil, allergieauslösend), Licht (hell, gefährlich, allergieauslösend) oder eine Perserkatze (häßlich, gefährlich, allergieauslösend) ist. Da kaum ein Mensch aus Versehen eine Perserkatze oder Licht verschlucken würde, tendiert F. zum gegebenen Zeitpunkt mehr zur Blume. Sobald weitere ja!-Produkte gekauft wurden, um die Beweislage zu verbessern, sollen die Auswertungen hier erscheinen.
Im Verlauf der Gedankenreihe zum Thema Sinn des Lebens wurde F. übrigens klar, daß nicht nur dem Geschirrspüler, sondern auch der Waschmaschine großes Lob als herausragendes Haushaltsgerät gebührt. Sie wäscht Kleidung rein und ermöglicht regelmäßigen Kleidungswechsel ohne viel Anstrengung. Mit ihr wirken die Menschen schöner und weniger nackt, sie spart ebenso Zeit und Wasser, wie ihre Freundin, die Spülmaschine. Ein Lob also auf die Waschmaschine und die Geschirrspülmaschine! Lob, Lob, Freude, Jauchzen!

Samstag, 29. Mai 2010

Es rappelt im Karton

Lange war Ruhe im Karton. F. wurde gefragt, warum. Hier also die Antwort: Durch sehr blöde Umstände wurde es möglich, über bestimmte Suchbegriffe F.s Blog per Google zu finden. Trotz umfangreicher Versuche, dies zu ändern, blieb der miserable Eintrag wie ein dicker Schandfleck in der vermaledeiten Suchmaschine sitzen. F. zog schon in Erwägung, das Blogschreiben ganz an den Nagel zu hängen, weil sie keine Lust hatte, auf eine neue Adresse umzuziehen. 
Manchem mag die Tragweite eines Googleeintrages nicht bewußt sein - aber als Lehrer muß man immer damit rechnen, daß Schüler und andere seltsame Wesen mitlesen. Natürlicherweise schränkt dies den eigenen Schreibstil ein und wer will schon halbgares, zensiertes Gedöns schreiben oder lesen. So kam es also, daß F. länger abstinent blieb und das Blog verwaiste. Einsam räkelte es sich in den Weiten des Internets, ungepflegt von der lieblichen Besitzerin Hand.
Damit soll nun aber Schluß sein. Es wurden zwar keine Lösungen gefunden, jedoch persönliche Überlegungen angestellt, die eine Fortsetzung des Schreibbetriebes weiterhin ermöglichen. Deswegen kann die F. nun auch berichten, daß sie sämtliche Unterrichtsbesuche für das laufende Schuljahr erfolgreich hinter sich gebracht hat und die eine oder andere drachengleiche Fachleiterin zu befriedigen wußte. Die erste Hürde im Verlauf des Referendariats ist also genommen. Oh Freude! Nun trennen nur noch ein Jahr Ausbildung, zwei bis drei Jahre Probezeit und einige Lehrproben F. von den heiß ersehnten 40 Berufsjahren im Beamtendienst ohne Recht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes (dafür aber sanft eingebettet in den Kreis lieber Lehrerkollegen, die schon anfangen zu tratschen, wenn man im Lehrerzimmer einmal zuviel blinzelt und die - während sie von ihren Schülern erwachsenes Verhalten fordern - sich selbst in möglichst vielen Situationen komplett daneben benehmen). Supi.
In Zukunft hier also wieder zu lesen: F.s Ergüsse und Meldungen. Angenehm.

Montag, 19. April 2010

Jonas' Hintern

Letztens sollte jeder einzelne Schüler einer sechsten Klasse im Unterricht folgende Frage schriftlich beantworten:
Woher kommt die Welt?
Hier einige Beispielantworten (inklusive aller Fehler):
Susi - Das ist eine unendliche Frage, die warscheinlich nicht einmal Gott beantworten könnte.
Marcel - Am Anfang war die Welt nur eine Kugel. Durch die Meteorschlägen bekam die Welt die heutige Form. 
Melissa - Die Welt kommt warscheinlich wie ein Planet durch ein Naturschauspiel. Sie ist schön wie sie ist.
Jana - Man weiß es nicht. Aber ich find es gut das sie erschaffen wurde.
Max - Die Welt kommt aus dem All.
Julia - ähmm...die Welt entstand wo zwei Kometen oder so was auf einander knallten und irgendwie bilden sich die Insekten fort und werden zu Tieren (keine Ahnung) und die Menschen kommen vom Affen, also kommt die Welt aus der Galaxy.
Jessica - Ich denk Gott hat sie gemacht. Halt irgendwie. Wie er das gemacht hat weiß ich net.
Marius - Von Gott in 7 (bzw. 6) Tagen.
Kevin - Erdkunde: Vom Urknall, Religion: Von Gott.

...und F.s Lieblingsantwort: Die Welt entstand aus Jonas Hintern!! 

P.S.: Interessant, daß ein Schüler in seiner Antwort eher auf Fächer zurückgreift, als auf seine persönliche Meinung. Daran sieht man, daß es mit 12 Jahren noch gar nicht so einfach ist, den eigenen Standpunkt und das vermittelte Wissen voneinander zu trennen. 

Montag, 12. April 2010

Jetzt machen wir erstmal nichts. Dann sehen wir weiter.

Im grauen Stuttgart hat man soviel Angst vor der grünenden Natur, daß man sich dazu entschloß, die Bäume einzusperren. Das kostet einige Meter Zaun, aber hierzulande erfreuen sich die Bürger glücklicherweise großen Wohlstands. Besonders ausbruchsgefährdete Exemplare pfercht man unter unbaumlichen Bedingungen in kleinen Rundkerkern öffentlichkeitswirksam ein - als ständige Warnung für die anderen Bäume und Pflanzen. Wie man auf dem Bild sehen kann, nützt diese Maßnahme rein gar nichts. Während die eingesperrten Bäume traurig blätterlos bleiben, grünt die freie Wiese drumherum fröhlich vor sich hin, Narzissen gedeihen ungeniert. Das mahnende Beispiel der verurteilten Kameraden vor Augen, sündigen die anderen Pflanzen dennoch weiter! 
Es stellt sich die Frage nach dem Sinn der Strafe. Lassen sich gewisse, recht natürliche Handlungen unterbinden, indem man vom eigentlichen Sachverhalt losgelöste Sanktionen verhängt? Genauer gefragt: wird ein Schüler, der auf einer A4-Seite 25mal den Satz 'Ich muß pünktlich und vorbereitet zum Unterricht erscheinen.' dann zukünftig auch wirklich genau dieses tun? Falls nicht, soll man die Strafarbeit trotzdem verhängen, obwohl man weiß, daß keine Besserung eintreten wird - quasi nur um den Übeltäter 'zu ärgern'? Entscheidet man sich für genau diese Variante, löst man die Strafe gänzlich von der begangenen 'Untat' und gesteht somit selbst ein, daß Besserung nur ein Sekundärziel ist, man den Schüler und eine Änderung seines Verhaltens gar aufgegeben hat. Damit wäre man nur einen winzigen Schritt entfernt von der Totalkapitulation und der Erkenntnis, daß alle Schüler sowieso von Grund auf schlecht sind und aus dieser Phase bestenfalls herauswachsen können. Das Gute im Schüler sieht ein solcher Pädagoge nicht, viel zu sehr wird es überschattet vom omnipräsenten Potential zur Missetat seitens des Kindes.
Klingt ganz schön schwarz, nicht? Und mal ganz ehrlich, wo werden denn noch 25 Sätzchen als Strafarbeit geschrieben, wo sitzt man überhaupt noch nach für 10 Sekunden verspätetes Erscheinen oder Trinken  während der Stunde? Wo gibt es denn sowas?
In Baden-Württemberg.
Sind die Schüler dort folglich besonders brav, vergessen ihre Bücher seltener und stören den Unterricht weniger, aus bloßer Furcht vor stupider Mehrarbeit? 
Natürlich nicht.
Als Referendarin, die sich weigert, sinnlose Strafarbeiten zu verteilen, steht man dort natürlich ganz allein da. "Die Schüler erwarten das," wird einem gesagt, "die Schüler brauchen das," oder "Ohne geht es nicht," ist der Konsens. Sehr beliebt auch die Gegenfrage: "Na wie willst Du denn sonst reagieren? Du kannst ja nicht nichts machen." Natürlich kann man nicht nichts machen. Aber nur, weil einem gerade kein besserer Einfall kommt, vorerst zu einer völlig sinnbefreiten Maßnahme zu greifen, scheint selbst als Übergangslösung befremdlich. 
Man nehme einmal an, ein Terroristenteam an Bord eines Flugzeuges hätte beide Triebwerke zum Ausfall gebracht. Würde der Pilot, dem momentan keine bessere Idee kommt, die Übeltäter nun vogelgleich mit den Armen flattern lassen, obwohl er weiß, daß dies kaum die Flugeigenschaften des Vehikels verbessern dürfte? Bestimmt nicht. Hätten die umsitzenden, panischen Passagiere aufgrund der sinnlosen Maßnahme nun mehr Vertrauen in die Autorität des Piloten? Kaum.
Genauso lächerlich muß es auch auf Schüler wirken, wenn ratlose Lehrer ihnen seltsame Pauschalstrafen aufbürden, die mit der Problematik an sich nichts gemein haben. Das zehnmalige Aufschreiben einer Verhaltenvorschrift führt nicht automatisch zum Verständnis oder gar zur Umsetzung selbiger. Als die Lehrer Schüler waren, wußten sie das sicher noch. Später ging dieses Wissen während des Studiums verloren. So knallt der Mittdreißiger seiner Klasse im Ethikunterricht (!) pro Stunde zwei bis drei Strafabschreibübungen an die Backe und wundert sich schon gar nicht mehr, warum keine Wirkung einsetzt. Liegt an den Kindern. Die sind eh total verzogen. Pffft.

Freitag, 9. April 2010

Wenn Ihr mich brauchen solltet; ich bin im Westflügel!

Vorgestern waren diese beiden Hübschen


und dieses liebenswerte Tier

auf einem Schloß, das zwar sehr schön ausschaut, sich aber wirklich gut nur aus einem Flugzeug fotografieren läßt. Deswegen hat F. auch lediglich ein einziges Nahfoto vom Schloß selbst gemacht. Hier ein Teil des Eingangstors:

Da sieht man es noch einmal ganz klitzeklein:
Die Berge waren aber viel schöner.

Um welches Schloß handelt es sich wohl, lieber Leser, geschätzte Leserin?

Donnerstag, 8. April 2010

Es frühlingt!

Vor zwei Wochen sah das Wetter noch so aus:

Original Video - More videos at TinyPic


Man ließ sich vom Pony durch die Gegend ziehen:
Es war kalt. Heute grünt es aber schon:
Genauer gesagt, es frühlingt.

Samstag, 3. April 2010

Spocht ist Mocht

Hat F. es doch heute gewagt, das Radl vom Balkon zu heben und mit J. zwei Stunden durch den Wald zu fahren. Um J.s Geschwindigkeit besser imitieren zu können, gondelte sie mit der Straßenbahn den Berg hinauf, um dann ganz easy bergab ins Tal zu rauschen. Leider besitzt F. kein Tacho, war aber gefühlt durchgehend schnell unterwegs - außer wenn sie grad die eine oder andere Steigung hochächzte. Mehrmals kam es fast zum Sturz, weil in Stuttgart die Wege manchmal derart steil gebaut sind, daß das Hinterrad gern das Vorderrad überholen möchte und F. zwischen drei Übeln wählen mußte: Hinterradbremse ziehen und seitlich wegrutschen oder Vorderradbremse ziehen und über den Lenker absteigen oder beide ziehen und hoffen, daß alles gut geht.  Ging auch alles gut! Andere Radler mit Hund trafen die zwei Hübschen natürlich wieder nicht, dafür reicht der Gehorsam Stuttgarter Hunde anscheinend nicht aus. Auf den letzten zwei Kilometern streikte überraschenderweise J.s Kondition. Sie blieb mitten im Lauf einfach stehen und signalisierte, jetzt nur noch höchstens leichten Trab gehen zu können. So schleppte man sich nach Hause. Der Winter mit den kürzeren Gassirunden fordert seinen Tribut! Oder wird die J. alt?

Mittwoch, 24. März 2010

Aus Freude sollst Du singen und gehen!

Endlich steigen die Temperaturen dauerhaft. Seit einer Woche fällt das Thermometer auch nachts nicht unter 10 Grad und gerade eben schielen F.s müde Augen auf 19°C. Ein neuer Rekord! Ob Stuttgart auch die 20 schafft? Oder 21? Wie gut, daß schönes Wetter kostenlos ist, denn so kann man sich immer noch mehr davon wünschen, ohne an die Bezahlung denken zu müssen. Damit bildet das Wetter keineswegs eine Ausnahme auf der Welt - nein, es gibt Vieles, woran sich gratis zu erquicken man befugt ist. Ohne finanziellen Mehraufwand hat man das Vergnügen, sich mit anderen Leuten zu treffen, ein lebhaftes Gespräch zu führen oder bildungsfernen Bürgern zu lauschen, die den Busfahrer anpöbeln. Jeder darf völlig unentgeltlich in der Sonne sitzen, Frauen anbaggern, Passanten beobachten und mittwochs in Stuttgart Museen besuchen. Abends die Sterne anschauen, mit dem Hund spazierengehen, Radfahren (wenn man schon ein Gefährt besitzt) und dabei herzhaft auf die Fresse fliegen kostet alles nüscht. F. möchte sogar behaupten, daß es bei genauem Hinschauen ebenso viele kostenfreie Dinge auf der Welt gibt, wie teure. Ganz provokant wäre, zu sagen, unter der Sonne existierten gar mehr frei erhältliche, als hart zu erarbeitende Güter! Provoziert werden soll hier aber nicht, deswegen bleibt diese Behauptung in der Schublade für 'Weisheiten, die man erst ab Mitte 50 herausposaunt'.
Umso seltsamer ist es nun, daß viele Menschen vergessen, was alles so gratis im Leben auf einen zukommt. Zu sehr damit beschäftigt, ständig an Leistung und Gegenleistung zu denken, verliert Mancher jegliches Gefühl für die Handlung um ihrer selbst willen. Dinge, die man tut, werden zur Ware, die an andere Leute verteilt werden möchte. Statt etwas zu machen, weil man es einfach möchte, weil es schön ist, verschiebt sich die Perspektive hin zum positiven Effekt der eigenen Taten auf die Mitmenschen. 
Klar habe ich den Hund der Nachbarin eigentlich nur aus purer Freude an dem Tierchen ausgeführt und nicht aus der Absicht heraus, ihr einen Gefallen zu tun! Aber werde ich dies die Nachbarin wissen lassen? Natürlich nicht. Es würde mir ja den Vorteil verderben, daß sie mir jetzt offiziell einen Gefallen schuldet. Zwar müßte ich der Dame - wenn ich absolut ehrlich wäre - für den schönen Nachmittag mit ihrem Köti danken, jedoch macht sowas kein Mensch. 
Und habe ich nicht meinen besten Freund angerufen, weil ich mir etwas von der Seele reden wollte? Natürlich, aber dennoch war wieder ich es, die sich gemeldet hat, obwohl er doch dran gewesen wäre! Unzuverlässiger Schnösel.
So verderben die Leute sich den Spaß am Handeln und stolpern über die emotionale Abrechnung der vielen Dienstleistungen, die sie ihren Mitmenschen tagtäglich erbringen. Dinge werden nicht mehr aus der Lust heraus getan, aus Freude, aus Langeweile, sondern um ihres Tauschwertes willen. Genau diesen Tauschwert möchte F. am Liebsten aufgebracht schnaufend zusammenknüllen und gemeinsam mit mindestens 20 entsetzlich langweiligen Lateingrammatikarbeitsblättern 13 gewitterumwölkte Jahre in einem häßlichen Plastikmülleimer schmoren lassen! Hinfort mit ihm! Nach sechs Jahren sollen in selbigen Mülleimer sogar noch zwei Stapel Abituraufgaben des Faches Physik geworfen werden! Da, Tauschwert, nimm dies!

Samstag, 20. März 2010

Geld. Macht. Freizeit.

"Lehrer haben laut Volksmund vormittags recht und nachmittags frei."
 F. muß nun aber feststellen, daß der Volksmund ein dreckiger Lügner ist. Zwar hat man im Regelfall fachlich tatsächlich recht, der Unterricht hört jedoch an den meisten Schulen an mindestens zwei Tagen in der Woche erst um 17 Uhr auf. 
"Aber eine Unterrichtsstunde hat doch nur 45 Minuten und deswegen ist dauernd Pause!"
poltern vorwurfsvoll die hart arbeitenden Bevölkerungsschichten, welche dem Lehrer mit ihren Steuergeldern sein schönes Leben finanzieren. Sicher, wenn man das Lehrerzimmer abschlösse und mit einem Schild versähe, um all die fragenden und um Rat bittenden Schüler auszusperren und am Klopfen zu hindern, hätten zumindest jene Lehrkräfte Pause, die gerade nicht bei -10°C auf dem Schulhof ins  halbgefrorene Schnittchen beißen und Jonathan-Eugen davon abzuhalten versuchen, dem blöden Chris einen Schneeball mit kastaniengroßer Steinfüllung an die Ömme zu zimmern. Dann würde nur noch die einmal wöchentlich stattfindende Dienstbesprechung den Lehrer von der wohlverdienten Pause trennen. Dort erfährt man, daß Matthias kürzlich in den Status eines Scheidungskindes absteigen mußte, weswegen er nun zum Zwecke der realitätseinbeziehenden Traumatabewältigung die beobachtete häusliche Gewalt im Klassenzimmer nachzustellen versucht. Josephines Vater ist mit dem Ausgang der Fürsorgeverhandlung nicht zufrieden und versucht darum, im Rahmen der Schulpausen näher an seine Tochter zu gelangen. Alle Lehrer werden deshalb gebeten, den aufdringlichen Manne  auf dem Schulgelände vom Kinde fernzuhalten. Das Vorklingeln ertönt, die Erwachsenen lauschen genervt dem Schullleiter und krümeln Brötchenstücke in die mit Lehrbuch-CDs vollgestopften Schreibtischschubläden. Kurz vor Unterrichtsbeginn bildet sich wieder eine ellenlange Schlange im Kopierraum, alle hetzen in ihre Klassen.
Wenn tatsächlich um 13 Uhr Schulschluß ist, heizt man nach Hause und bereitet bis 18 Uhr Unterricht vor oder liest sich die grammatischen Sünden von 32 Sechstklässlern durch. 30 Minuten pro Aufsatz (aber nur, weil der ziemlich kurz ist) machen 16 Stunden Korrekturaufwand. Pro Klausur, pro Klasse.
Auf Klassenfahrt manövriert der Pädagoge dann 30 Vierzehnjährige durch die Weimaraner Innenstadt und versucht spätabends, die ganze Bande vor den Untiefen des Alkoholkonsums zu retten. Wird eine Schülerin schwanger, verklagt der Vater den Lehrer selbstverständlich wegen unterlassener Aufsichtspflicht. Ja will der etwa, daß man der minderjährigen Schönheit beim Akt auch noch zuschaut?!
 "Überbezahlt sind sie sowieso, gerade in den Ferien", tönt es empört von eifrigen Eltern, die auch schonmal gern das Gericht bemühen, weil sie nicht damit einverstanden sind, daß der Geschichtslehrer von gegenüber die ganzen 14 Tage Ferien auf Mallorca verbringt. Schande, Schande! Nun will F. sich keineswegs über den Beruf beschweren, den sie selbst auserwählt hat. Sehenden Auges stürzt sie ins Geschehen, die Vor- und Nachteile gut geordnet im Hinterkopf behaltend. Jedoch soll eines klargestellt werden: Wer neidvoll übermäßig hohe Bezahlung bei geringem Arbeitsaufwand zu den Vorzügen zählt hat diversen, persönlich besuchten Bildungseinrichtungen entweder erfolgreich verwehrt, positiv auf den eigenen Geist zu wirken oder gehört gar zu den Dummen. Daß das hier mal klar ist.

Dienstag, 16. März 2010

Sachsens Stolz, Autos Schmerz.

Mehr oder weniger liebevoll erinnert F. sich an den unmöglichen Menschen, der in Montréal die Scheibenwischer unsanft ihrer Nähe zum Auto beraubte. Nun passierte Ähnliches mit der alten Suzukischmette hier in der Nähe von Stuttgart - Stadt der oberen Mittelschicht ohne alternative Tendenzen. Bösartige Mistpimmelchen, wahrscheinlich zwischen 15 und 20 Jahren alt, rissen beide Außenspiegel, den hinteren Scheibenwischer und die Antenne vom Gefährt. Experten gaben als mögliche Ursache an, daß das Auto frecherweise noch über ein NOL Kennzeichen mit sächsischem Wappen verfüge. Welch unglaublicher Affront! Natürlich ist es absolut unaushaltbar, wenn wohlhabende Jugendliche in einer Kleinstadt vor Stuttgart mit einem Armeleuteauto aus dem bösen Sachsen konfrontiert werden. Die schlechtere finanzielle Situation anderer Bürger kann einen wirklich aufregen. Da muß man handeln! Was liegt also näher, als die Besitzer des Wagens durch mutiges Handanlegen davon zu überzeugen, eine Neuanschaffung beschleunigt vorzunehmen? Die Umwelt lüpft auf jeden Fall dankend den Hut. 
F. grübelt jedoch noch immer, wie um alles in der Welt die Bildung der Täter derart ausgefeilte Ausmaße annehmen konnte, daß sie tatsächlich dazu in der Lage waren, ein sächsisches Wappen zu identifizieren. Was ist da in der Hauptschule schiefgelaufen? War der Lehrer zu gut? Waren die Schüler zufälligerweise ausgeschlafen und nüchtern? Verstanden sie gar die Arbeitsanweisung der Lehrkraft und kamen so zum ungewohnten Kompetenzzuwachs? Man wird wohl auf ewig im Dunkeln tappen.
Flutendes Licht widerum drang jüngst in die Wissenslücke um das Wesen von 8. und 9. Klässlern. F. sieht es endgültig als erwiesen auch, daß auch 14 und 15jährige Jugendliche zur Gattung Mensch zu zählen sind. Dies fand sie in umfangreichen persönlichen Studien im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Schule heraus. Zwar wäre es trotzdem stressfreier, die jungen Leute mit spätestens 13 in ein künstliches Koma zu versetzen und erst fünf Jahre später wieder zu wecken; da diese Vorgehensweise aber erheblichen logistischen Aufwand bedeutet, kann auch ein Verbleiben im Wachzustand in Betracht gezogen werden. Obwohl verzaubert und in vielerlei Hinsicht - teilweise sogar auf freiwilliger Basis - vollkommen entstellt, besitzen stark pubertierende Menschen durchaus gute Eigenschaften. Sie fördern die Genußmittelindustrie und gestalten die Weiterentwicklung von Tabakwaren und Alkohol maßgeblich mit. Sie kaufen die neonfarbenen Turnschuhe, um Platz für schönere Modelle zu schaffen. Sie rufen einem ins Gedächtnis, warum es auch gut sein kann, der fummeligen Friseuse nicht vollkommene Schnittfreiheit zu geben. Sie lassen die eigene Haut reiner und die Intelligenz größer erscheinen. Sie geben einem Anlaß, das erreichte Alter mehr als Geschenk und weniger als Verfall zu betrachten. Danke, liebe 8. und 9. Klässler! F. nimmt lieber die Sechser oder Zehner, aber sie erkennt Eure Vorzüge dennoch an. Ihr müßt Euch nicht fürchten! Der Zustand der allgemeinen Verwirrung geht meistens vorbei. Ansonsten könnt Ihr immernoch zum Fernsehen gehen... oder in die Lokalpolitik.

Samstag, 27. Februar 2010

Warnung vor dem Fische!

Viele Menschen haben sogenannte Wachhunde und damit kein Besucher erschrickt, hängen sie ein 'Vorsicht Hund!' oder auch 'Achtung, freilaufender Hund!' Schildchen ans Gartentor, um Einbrecher und Postboten gleichermaßen vor den schrecklichen Bestien zu warnen.
F. hätte auch gern solch einen Hund, aber momentan gibt es da nur J. Die hat so gar keine Beschützerqualitäten, also braucht es auch kein Schild. Unglücklicherweise besteht damit jedoch die Gefahr eines ungeahndeten Einbruchs. Mitglieder verwerflicher Bevölkerungsgruppen mit rassistischem Einschlag würden das in F.s Wohnlage als besonders schlimm empfinden, da sie in einem Stadtteil mit hohem Ausländeranteil wohnt. Eines der größten Hobbys von Menschen mit Migrationshintergrund soll schließlich sein, sich das Hab und Gut anderer Leute - vornehmlich unbescholtener, hart arbeitender Deutscher - unter die unmanikürten Nägel zu reißen. Befände ein solcher ausländerfeindlicher Mensch sich in F.s Position, bräuchte er neben J. auch noch einen fleischfressenden Dinosaurier, um die Wohnung adäquat bewacht zu wissen.
Es ist nun aber eine Wonne festzustellen, daß F. dem Rassismus nicht nur nicht nahe steht, sondern ihm auch freudigen Blickes spitze, schwere und stumpfe, noch schwerere Gegenstände ins Genicke werfen würde, wenn er eine Person aus Fleisch und Blut wäre. Isser aber nicht. Rassismus ist ein Konzept, eine Idee, eine Schande auf dem Angesicht des sonst durchschnittlich sehr ansehnlichen Planeten. Man kann ihm nicht einfach mal so eins auf den Deckel hauen und der Typ lernt dann seine Lektion. Rassismus ist viel unbequemer beizukommen, als zum Beispiel einem schurkigen Siebtklässler, der immer seine Hausaufgaben vergißt. Wo F. dem Siebtklässler in der Regel ganz klassisch zehn Schläge mit der Rute auf die Finger haut, daß es pfeffert, kann sie in Sachen Rassismus nur bei sich selbst aufpassen und darum hoffen, daß andere Leute ähnlich vernünftige Ideen haben. Mit gutem Beispiel vorangehen und die Augen offenhalten!
Aus diesem Grunde schafft F. sich in Kürze keinen übertriebenen Raubsaurier an ,um das traute Heim zu bewachen, sondern hat sich für einen friedlichen Riemenfisch entschieden. Der besitzt zwar keine Zähne, wird aber bis zu elf Meter lang und kann etwaige Invasoren prima im Ganzen verschlucken. Sie plant, die gesamte Wohnung bis auf ein Zimmer für den Hund in ihrer Abwesenheit mit Wasser zu füllen. So kann der Riemenfisch optimal patroullieren. Öffnet ein - wahrscheinlich deutscher - Einbrecher unbefugterweise die Tür, fließt zwar das gesamte Wasser aus der Wohnung und der arme Wachfisch erstickt, durch den Todeskampf setzt das Hirn des gepeinigten Tieres aber auch Adrenalin frei, was es aggressiver werden läßt. In den letzten Sekunden seines Lebens würde der Riemenfisch den Dieb mit Haut und Haar verschlingen! Herd und Laptop, Kosmetikartikel und Wertgegenstände wären in Sicherheit! 
Natürlich müßte man nach jedem erfolgreich abgewehrten Einbruch einen neuen Riemenfisch aus der Tiefsee besorgen... da aber noch niemals eingebrochen wurde, spielt dieses Risiko kaum eine Rolle. F. läßt nächste Woche gleich das neue Schild für die Tür anfertigen: 'Warnung vor dem Riemenfisch!'

Dienstag, 23. Februar 2010

Müssen Arme auch wiedergekäut werden?

Unbegründete Ängste gibt es viele an der Zahl. F. zum Beispiel füttert sehr gern willige Kühe mit auf der Wiese gepflücktem Löwenzahn und weil die Viecher so schön weich sind, streichelt sie sie dann auch hin und wieder an der Wange. Keine Fütterungssession verging bisher, ohne daß F. sich insgeheim vorstellte, die Kuh könne sich schwuppdiwupp umentscheiden und statt ins leckere Grün zu beißen, der gutmeinenden Fütterin die Hand abfletschen. Da Kühe ihren Aggressionen in der Regel durch stoisches Gucken mit Glotzeblick oder wenn es ganz hart kommt auch mal mit einem herzhaften Tritt Ausdruck verleihen, ist diese Angst jedoch gänzlich unbegründet. Wer hätte denn schon einmal von einem Rindvieh gehört, das Passanten mit seinen Zähnen zu Leibe rückt? Sicher niemand. Und doch: Ein kleiner Teil in F. sieht jedes Mal, wie gelbliche Zähne in ihren sommersprossigen Arm sinken.
Oder nehmen wir das Autofahren: Auch wenn sie sich niemals etwas Verkehrwidriges zu Schulden kommen läßt, wird F. doch arg nervös, sobald ein Polizeiauto auftaucht. Sie leidet an der schlimmen Furcht, die Polizisten könnten merken, daß sie unsauber schaltet und schlecht rückwärts einparken kann. So beobachtet sie den Streifenwagen besonders scharf, obwohl noch von keinem Ordnungshüter berichtet wurde, der Fahrzeugführer auf dem Reweparkplatz probehalber in enge Lücken einzufädeln aufforderte. "Zwanzig Einparkzüge und Sie stehen immer noch 30 cm von der Bordsteinkante weg - das macht 40 Euro," schallt es leise in F.s Kopf. Eine haltlose, wie schweißtreibende Befürchtung.
Beim bevorstehenden Unterrichtsbesuch der Fachleiterin verhält es sich nicht anders, auch hier bizarre Vorstellungen unwahrscheinlicher Natur. Könnten nicht die sonst so eifrig mitarbeitenden Schüler plötzlich verstummen? Der Polylux ex- oder implodieren? Oder die Kinder beim Austeilen der Arbeitsblätter gleich der aggressiven Kuh ihre Milchzähne ins Handgelenk der Lehröse bohren? Unwahrscheinlich, aber doch nicht unmöglich. Falls es passierte, könnte man immernoch einen Blogeintrag dazu verfassen. Später also mehr.

Montag, 1. Februar 2010

O.B. nimmt die Regel da auf, wo sie passiert: im Schrebergarten.

Seit heute geht F. fast jeden Tag in die Schule und hängt mit 100 anderen Lehrern kaffeetrinkend und über die unfähigen Schüler lästernd im Lehrerzimmer ab. Dafür wird sie natürlich viel zu gut bezahlt. Richtig arbeiten müssen Lehrer eh nur bis spätestens mittags, danach ist Feierabend, zu dem man sich auf die von hart schuftenden Steuerzahlern finanzierte Ledercouch im heimischen Wohnzimmer bettet. Mit der Fernbedienung in der Hand schaut der Lehrer dann qualitativ minderwertige Sendungen an und schimpft nebenher über die Eltern, die ihre Kinder nicht richtig im Griff haben.
Blöderweise herrscht an F.s Schule verkehrte Welt. Es gibt Nachmittagsunterricht, der bis 17:15 Uhr geht und der Schulleiter waltet gewissenhaft seines Amtes. Ein Ledersofa besitzt F. schon, das gehört aber dem Vermieter. Fernseher inklusive Fernbedienung fehlen auch, weswegen sie sich mit J. auf den Sessel quetscht und dieser die Unarten der Kinderlein ins Schlappohr pustet. Da der Hund seligerweise wie immer nur Bahnhof versteht, fühlt F. sich gleich wieder an eben jene Schüler erinnert. Die Arbeit verfolgt einen überall hin!
Außer zum Gassigehen natürlich, da trifft man niemals Kinder und Jugendliche. Welcher ordentliche 15jährige geht bei diesem Wetter schon vor die Tür außer um Drogen oder neue Kleidung einzukaufen? Richtig, kein einziger. So begegnen F. und J. im Wald in der Regel nur ausgewachsene Menschen und Hundehalter. Auf der steilen Treppe den Berg hinauf läßt sich meistens gar niemand blicken. Einsam schritten die Beiden auch am Samstag dort entlang, als F.s Blick große Blutflecke im Schnee entdeckte. J. schnüffelte interessiert, schickte sich aber nicht an, vom Blute zu kosten. Kombiniere, kombiniere, es handelte sich somit wahrscheinlich nicht um Tierblut! Dafür sprach auch, daß menschliche Fußspuren vom Blut wegführten, begleitet von weiteren roten Flecken. Die Spuren verliefen bis zu einem Schrebergartentor, unter dem unmöglich ein Tier durchgepaßt hätte und gingen hinter selbigem noch an die 100 Meter weiter, bis F. sie in der Ferne aus den Auge verlor. Die roten Stellen mit Blut leuchteten weit und waren zahlreich - ungefähr alle 30 Zentimeter ein größerer Fleck.
Vor F.s innerem Augen spielten sich dramatische Gewaltverbrechen in der samstäglichen Stille der Schrebergartenanlage ab. Das Ereignis konnte noch nicht lange her sein, hatte es doch über Nacht geschneit. Sollte hier wirklich ein Bösewicht sein unschuldiges Opfer mit scharfer Klinge angefallen und im naheliegenden Garten deponiert haben? Oder hatte sich doch nur ein ältlicher Schwabe unter benachteiligender Einwirkung von Blutverdünnungsmitteln in den Finger geschnitten, während er im ertragreichen Monat Februar die ersten Zwiebeln erntete? Am Ende war hier vielleicht lediglich eine stark menstruierende, nackte Frau in hohen Winterstiefeln vorbeigeeilt - peinlich überracht von der plötzlich einsetzenden Regelblutung.
Kurz kam F. der Gedanke, mal eben nachschauen zu gehen, wo die Blutspur endete. Unbefugt in fremden Gärten herumlaufen wollte sie aber auch nicht, schon gar nicht ohne Handy. Schließlich kennt jeder die berühmte Situation in gefährlichen Filmen: Ahnungslose Person X befindet am Eingang zu Ort Y. Spannende Musik erklingt. Der Zuschauer schreit dem Protagonisten innerlich zu, er solle das verhängnisvolle Gelände doch lieber nicht betreten! Vergeblich! X ignoriert jede Warnung in Form klanglich-düsterer Filmuntermalung und latscht ins Verderben. 'Da wäre ich NIE und NIMMER reingegangen,' quäkt vorm Bildschirm besserwissend der Zuschauer. Weil F. dies im wirklichen Leben nicht passieren sollte, ging sie nicht in die Gartenparzelle. Vielleicht liegt dort nun immernoch eine Leiche, vielleicht aber auch nur kleine Tamponfolierestchen der schamgepeinigten Dame. Wissen kann man das nicht.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Molger rockt die Küche

Da in der Küche nicht allzu viel Platz zur Verfügung stand, entschlossen F. und A. sich, den Tiefkühlschrank für J.s Futter dauerhaft auf den normalen Kühlschrank zu stapeln. Nach etwas Eingewöhnungszeit kam einem der Anblick auch gar nicht mehr so unstimmig vor. Neben den beiden Kühlgeräten war nun jedoch noch etwas Grundfläche vorhanden, weswegen der Entschluß gefaßt wurde, ein Regal ins Eck zu stellen. Nach gründlichem Suchen fand man das passende Modell bei Ikea. Es hieß Molger und paßte aufgrund seines Namens ganz ausgezeichnet in die Familie. Auch A. wurde von ihren Eltern mit einer Bezeichnung versehen, die durch Austausch nur eines Buchstabens ins Alltägliche abrutscht: Ersetzt man das D durch ein L, erhält man 'Alina', ein von Millionen durchschnittlicher Menschen duldsam ertragener Name. A. aber heißt besonders. Mit ihrer Schwester N. verfuhr man ähnlich. Unzählige Leute heißen Doreen, wenigen Eltern hingegen kam der frohe Einfall, das initiale D durch ein N zu ersetzen. So schneidert man aus grauem Einheitsbrei bunte Innovation. Die Leute bei Ikea dachten wohl Vergleichbares, als sie Holger links liegen ließen und ihr Regal stattdessen Molger nannten. Molger trägt kleidsam Konserven und Produkte aus Hartweizengrieß, stemmt täglich gar das Gewicht der Mikrowelle. Wäre dies auch unter dem Namen Holger möglich? Sicher, aber mit weitaus weniger Charme.

Montag, 18. Januar 2010

Wenn ick an den Rückweg denke...!

Seit nach S. umgezogen wurde, muß J. immer entsetzlich früh aufstehen! Sieben Uhr klingelt das Weckgerät und A. schleift sie eine halbe Stunde um den Block. Danach gibt es Frühstück und der arme Hund bettet sich wieder für ein paar Stunden. Zu lange kann man aber nicht in der Einsamkeit verharren, drum hat J. einen neuen Gassimenschen, den Harald. Harald ist groß, trägt enorm viele dunkle Haare auf dem Kopfe und spricht - weil er ein Mann ist - mit tiefer Stimme. Trotz vorherigem Testgassi in Begleitung von F. und A. fand J. das deshalb nicht so prickelnd, als der Neue am Montag plötzlich in der Tür stand. Angebellt wurde er! Hernach ließ sie sich aber dennoch das Halsband anziehen und stieg in sein Auto, schließlich roch er ziemlich interessant nach Hund und versprach Entertainment, während es allein zuhaus total öde war. In Haralds Kutsche wartet unter Anderen auch Tammy, eine lebhafte Beagledame, mit der man nach Herzenslust durch Wald und Feld rasen kann. Kurz bevor F. und A. vom Seminar heimkehren, wirft der Gassimann J. wieder in die Wohnung und verabreicht ihr den bereitgelegten Kausnack. Sie ist dann sehr müde und muß sich erstmal ausruhen, bis F. sich abends nochmal mit ihr im neuen Viertel anständig verläuft.
Das passiert nämlich öfters. F. schaut vor dem Gassi auf die Karte, um den Weg bis zum gewünschten Ort abzuspeichern, ist aber zu faul, selbige mitzuschleppen. Irgendwo biegt sie dann falsch ab - genug Seitengässchen dafür gibt es ja - und ist statt 45 Minuten glatte 75 unterwegs. J. stört das nicht so, F. lernt die Gegend kennen. Immerhin hockt sie sonst den lieben langen Tag in einem Gebäude mit gut 400 anderen Lehrern (beängstigender Gedanke, oder?), da leistet ein straffes Umherirren bei starkem Schneefall nach 20 Uhr Körper und Geist sicher nützliche Dienste.

Samstag, 16. Januar 2010

Waidmanns Heil!


Da saß man mit 330 anderen potentiellen Beamten in einem Saale. Jeder Einzelne wurde namentlich aufgerufen und bekam eine Urkunde überreicht. Danach hoben alle die rechte Hand und schworen bei Gott feierlich auf das Grundgesetz und die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Unter den Eid kam eine Unterschrift - plauz-pardauz, schon war man auf Widerruf verbeamtet. Weder klärten die anwesenden Oberstudienräte einen vorher über die Arbeitsmodalitäten auf, noch hatte man Informationen über Urlaub, Gehalt oder Ablauf des Dienstes; kein Arbeitsvertrag mit Rechten, an den die dünnen Hände sich klammern konnten. Verwundert nahm F. auf, daß das Land Baden-Württemberg es anscheinend nicht für nötig hielt, seinen zukünftigen Bediensteten zu erklären, worauf sie sich da einließen. Donnerstags entmystifizierte ein freundlicher Mensch das Rätsel: Beamte haben keinen Arbeitsvertrag, weil alle Dinge, die ihren Dienst betreffen, im Landes- bzw. Bundesgesetz stehen. Ob Besoldung, Urlaub, Ruhegehalt (die Beamtenversion der Rente, klingt viel entspannter, nicht wahr) oder Haftungsrisiken, Sämtliches ist gesetzlich festgelegt und offiziell von jedem einzusehen. Dort erfuhr F. auch, daß ihre Besoldungsgruppe AW A13 hieß und sie später nach A13 hopsen würde. Ebenso wurde noch einmal in Länge und Breite erläutert, wie unglaublich groß der Verantwortungsbereich eines Lehrers sei, ein wenig mulmig konnte einem schon werden. Das Land prüft den künftigen Bediensteten so richtig auf Herz und Nieren, bis er sich 'Beamter auf Lebenszeit' nennen darf. Nach fünf bis sechs Jahren Studium mit erstem Staatsexamen folgen 18 Monate sogenannter Anwärterdienst, durchzogen von mehreren Prüfungen und Lehrproben. Anschließend wird man für einen Zeitraum zwischen 18 Monaten und drei Jahren Beamter auf Probe. Ist man danach noch bei bester Gesundheit und besteht die weiteren Lehrproben, stellt sich einer Verbeamtung auf Lebenszeit nichts mehr in den Weg.
Bis es soweit ist, sollte man gelernt haben, langweilig und streng zu sein, Humor abzulegen, alles besser zu wissen und mit geringem Aufwand möglichst viel Geld in Empfang zu nehmen, um dem landläufigen Bild des Durchschnittsstudienrates zu entsprechen. Das richtige Alter für derartiges Verhalten hätte F. ja dann weißgott erreicht. Mit dem Rest tut sie sich momentan noch schwer, weswegen sie auch von den Mitreferendaren mißtrauisch beäugt wird. Die finden es nämlich sehr seltsam, wenn man im Pädagogikkurs auf die Frage, warum man gern Lehrer werden möchte mit "Weil ich ein Alphatier bin und gern regieren möchte." antwortet. Die korrekte Antwort auf diese Frage lautet schließlich "Weil ich gern mit Kindern zu tun habe." oder "Weil es mir so unheimlich viel Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten." Bezaubernd. Wenn nur jenes der Referendare Bestreben wäre, dann könnten sie ja auch schwanger werden - oder Kinderarzt. Aber nein, sie entscheiden sich für den Lehrerberuf und beäugen F. argwöhnisch, wenn diese ihre Führungsqualitäten als Hauptmotivation angibt. Sicher könnte man auch Manager werden oder Oberstleutnant, denn Soldaten und Angestellte fügen sich der eigenen Autorität wesentlich williger, als Schülerinnen und Schüler. Sucht man jedoch die Herausforderung und will es wirklich wissen, stellt auch der Lehrerberuf eine Option dar. Was heißt es schon, Panzerdivisionen gegen Zivilisten führen zu können, wenn die mächtige Gefahr des Elternabends ansteht? Da kann man während des Gespräches nämlich nicht einfach mal das MG auf den Tisch legen oder ein Kärtchen mit Anweisungen für den Fall des Feindkontaktes hervorkramen. Echter Kampfgeist ist gefragt!
Das Treffen mit ärgerlichen Eltern ähnelt dem unerwarteten Wildschweinkontakt im Wald, während der Hund dabei ist. Die Bache grunzt einen drohend an, ihre Frischlinge um sich scharrend, der eigene Vierbeiner schaut interessiert, das Herz klopft, dann handelt man plötzlich festentschlossen und die Schweinemutter geht ihres Weges. Später hat man wieder allein mit den widerborstigen Jungen zu tun, die ihrer Frau Mama in Sachen Wildheit um nichts nachstehen. Den Eber trifft man zum Glück selten, denn der sitzt im Unterholz und hat mit seinen Eicheln zu tun. Waidmanns Dank!

Sonntag, 10. Januar 2010

Draußen liegt die Welt in Fetzen, laßt uns drinnen Speck ansetzen! (Fritz Eckenga)


So sind F. und A. samt J. nun nach S. umgezogen. Alle Dinge wurden mißmutig in Kisten gepackt, unter Ächzen fünf Stockwerke nach unten getragen, paßgenau in den LKW gebastelt und bei starkem Schneetreiben 550 Kilometer durch Deutschland gekutscht. Vor Ort packte man das ganze Geraffel sogleich wieder aus, bohrte zahlreiche Löcher in Wände und staubsaugte viermal. Die Wohnung ist recht schön, doch stört die Tatsache, daß sich rundherum enorm viel Stuttgart befindet. F. fühlte sich viel wohler in einer Behausung, die von allen Seiten mit Dresden oder zumindest Sachsen umgeben war. Nun jedoch heißt es Baden-Württemberg er- und überleben. Beim zufälligen Mitanhören von Gesprächen in der Öffentlichkeit stellt sich F. jetzt regelmäßig die Frage: "Ist das ein Dialekt oder ein Akzent?" Spricht der beleibte, bildungsferne Bürger in der Schlange des Hornbachmarktes eine exotische Fremdsprache oder doch nur dialektal stark entstelltes Deutsch? Muß man wirklich alle fünf Vokale und drei Umlaute der deutschen Sprache in die Artikulation des Ausdruckes 'Einsneunundneunzig' quetschen? Geht das nicht auch klarer? Anscheinend nicht.
Als F.s Vater in bestem Sächsisch Brötchen kaufen gehen wollte, prallten Welten aufeinander. Verständnislos blickte die Bäckereifachverkäuferin den guttural gurgelnden Mann an, der offenbar unter größten Schwierigkeiten versuchte, seine Bestellung hervorzupressen. Genauso irritiert vernahm der Sachse die seltsame Botschaft der Schwäbin und schlußendlich beschränkte man sich auf Zeichensprache. So soll es F. aber nicht ergehen. Große Mühe wird sie sich geben, durch klarer Worte Klang ihrem Anliegen eine leicht verständliche Stimme zu verleihen; aus unendlicher Langmut soll ihr Geist gemeißelt sein, wenn ihr Ohr die Äußerungen des Gegenübers in Empfang nimmt! Die Kommunikation wird beispiellos sanft dahinmäandern!
Ebenfalls sanft, dafür aber in großen Mengen fiel während der letzten Tage der Schnee. Die neuen Gassigehgebiete, allen voran der Wald rund um den Frauenkopf, wurden deswegen ganz in weiß erstbegangen. Um diesen Wald zu erreichen, muß jedes Mal ein recht langes 'Stäffele' bestiegen werden. Dabei handelt es sich um eine Art Trimm-Dich-Pfad mit etlichen zu überwindenden Höhenmetern und Treppen, die der Figur gut tun sollen.
Unglücklicherweise hat F. in den letzten drei Wochen durch Krankheit mehrere Kilogramm Gewicht eingebüßt und kann solch sportliche Einlagen gar nicht gebrauchen. So stand sie dann auch bei der ersten Treppenbegehung total unterzuckert am Abstieg und schaffte es nur mit Müh' und Not ins schützende Heim. Dem werten Leser und der werten Leserin, die an dieser Stelle schon den Zeigefinger heben und sagen wollen, daß es schrecklich nervt, wenn dünne Menschen lamentieren, daß sie nie zunehmen und Zitat "essen können, was immer sie möchten ohne anzusetzen" wird ohne Umschweife Recht gegeben. Jener schreckliche Brauch geht tatsächlich allen auf den Keks, vorallem weil er meistens von Menschen gepflegt wird, die in Wirklichkeit essen wie die Spatzen und nur vorgeben, einen tollen Stoffwechsel zu haben. Hier ist das aber ganz und gar anders. F.s Magen erweist sich nämlich als viel zu klein für all die Massen an Nahrung, die sie zu sich nehmen müßte, um das verlorene Gewicht wieder an ihrem Körper begrüßen zu dürfen. Drum ißt sie den lieben langen Tag fleißig, damit ständig verbrannt und umgesetzt werden kann. Sogar sonntags wird gegessen, was das Zeug hält. Wenn dann aber eine blöde Treppe in der wundervoll hügeligen Stuttgarter Landschaft herumsteht, darf mit gutem Gewissen Zorn aufsteigen! Schließlich zappelt F. sonst schon andauernd durch die Gegend. Stillsitzen müßte sie, tagein tagaus!
Dafür wird morgen Zeit sein, denn morgen findet die Beamtenvereidigung statt. Zehn Stunden lang wird vereidigt und dienstbesprochen. F. hofft zwar, daß nur tolle und hochinteressante Dinge behandelt werden, die Wirklichkeit sieht aber bestimmt genau andersherum aus. Ob Langeweile auch Kalorien verbrennt?

Dienstag, 5. Januar 2010

Sendepause bis 12.01.10.

...solange dauert es nämlich, bis Alice es geschafft haben wird, den Internetanschluß und das Telefon von D. nach S. zu verlegen. Elende Saubande, Dreckade! Schließlich braucht man in einer fremden Stadt kurz nach dem Umzug nichts weniger, als eine Verbindung zur Außenwelt. Wo kämen wir da hin. Auf  bald also!

Freitag, 1. Januar 2010

Lob an die Butter

Die Butter ist zweifelsfrei eines der lobenswertesten, F. möchte sogar behaupten DAS Streichfett schlechthin. Zwar fetzen sich schlanke Menschen oder solche, die es dereinst werden wollen, am Kühlregal endlos um Olivenölmargerine, Halbfettbutter, Sojakrams und cholesterinfreie Schmiere aus finsteren Chemiebuden, die Butter jedoch bleibt die stille Königin des schmackhaften Vollkornbrotes. Hinfort mit genußfernen Menschen, die mit Joghurt gestreckten Frischkäse unter die Salami kratzen oder gar in staubtrockene Schnitten bar jeder Streichschicht beißen! Die Butter gehört auf's Brot, wie eine Lage Toilettenpapier auf die Klobrille eines Raststätten-WCs. Wo das dreilagige Papier hilft, Keime vom Gesäßbereich zu trennen und so die Benutzerin und den Benutzer zwingt, beim Aufstehen am Po klebenden Zellstoff in Kauf zu nehmen, verschönert schon eine einzige Lage guter deutscher Butter den Gesamtgeschmackseindruck jeder Speise um Welten. Nebenbei haften Wurstaufschnitt und Konsorten verläßlich an der Brotoberfläche, was ganz im Gegensatz zu selbigem Effekt auf der Raststättentoilette vollkommen wünschenswert und okay ist.
Es gibt jedoch auch unter den Butterliebhabern schlimme Gesellen, die ihr Streichfett nicht gern in kaltem Zustand essen. Diese Barbaren verdammen die Butter dazu, tagelang unfrisch in der warmen Küchenluft vor sich hin zu manschen und glänzend in der Butterglocke zu lagern. Tränen stehen F. in den Augen, wenn sie an solchen Frevel auch nur zu denken wagt! Die Butter schmeckt doch viel peppiger und toller, wenn sie in dicken Scheiben direkt aus dem Kühlschrank auf's Brot gestapelt wird. Ein Schmiervorgang ist dann nur noch bei sehr stabilem Backwerk möglich, kann aber notfalls auch unterlassen werden. Man lege die mit dem Messer abgetrennten Scheibchen einfach dicht nebeneinander - einem echten Butterfreund kann diese Schicht niemals zu mächtig sein.
Im Ausland jedoch sollte man Vorsicht walten lassen beim Buttergenuß. In arger geistiger Verirrung ist es den Bürgern anderer Staaten nämlich eingefallen, Salz in ihre Butter zu mischen, statt dieses - wie hierzulande üblich - selbständig nach dem Streichvorgang aufzutragen. Ein Nutellabrot wird so zur seltsamen Geschmacksmelange aus süß und salzig - pfui! Schon Großmütter wußten doch, daß zuviel Salz dickes Blut verursacht und letzten Endes für fast alle schlimmen Krankheiten der Menschheit zur Verantwortung gezogen werden muß (was sie natürlich nicht daran hinderte, auch weiterhin ihr Essen kräftig nachzusalzen, noch bevor sie es überhaupt gekostet hatten). Wer gesalzene Butter mit Wonne verspeist, der mag wohl auch Mayonnaise und was von derartigen Menschen zu halten ist, wurde an anderer Stelle schon hinreichend erörtert.
Die reine, deutsche Butter also soll es sein. Dick aufgetragen, täglich verzehrt, lächelnd verdaut. Guten Appetit.