Sonntag, 5. April 2009

Biokampfstoffe am Arbeitsplatz

F. ist mit einem gewissenhaften und sehr fleißigen Verdauungstrakt gesegnet. An sich sollte dies eindeutig etwas Gutes sein, doch diese Annahme relativiert sich durch folgende Fakten: F. befindet sich neun Stunden pro Tag am Arbeitsplatze in mehr oder weniger reger Bewegung, was den Herrn Darm im Vergleich zu den bewegungsarmen neun Stunden ruhigen Nachtschlafes in aldikassierermäßig turbulente Arbeitsaktivität stolpern läßt. Große Mengen konsumierter Hülsenfrüchte werden mit Getöse verdaut und öfter nutzt der Verdauungstrakt den menschlichen Auspuff. Mit anderen Worten, F. sitzt tagsüber permanent in ihrer eigenen Pupswolke. So schön und natürlich es ist, dem eigenen Körper in seinem unermüdlichen Wirken beizuwohnen, muß jedoch eine wichtige Sache bedacht werden: Der nächste Kollege sitzt in der Regel nur 50cm weiter. F. verhält sich so, wie wahrscheinlich jedermann dies in einer solchen Situation schon mehrmals getan hat; sie hält ganz still - um verteilend wirkende Luftzirkulation zu minimieren - und tut so, als sei gar nichts, in der Hoffnung, daß der Nachbar es nicht riecht oder zumindest vorgibt, nichts zu merken oder - die allerbeste Variante - jemand Anderen verdächtigt. Da die Biogassituation sich nicht zu bessern scheint, wurde letztens im windstillen Badezimmer des Privatapartments eine wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt. Die Fragestellung lautete: Wie nah kann A. an die in einer frischen Gaswolke regungslos verharrende F. herangehen, ohne des Pupsgeruches gewahr zu werden? Das Ergebnis war erstaunlich! Bis zu 20 Zentimeter stellten überhaupt kein Problem dar! Deswegen hier der gute Rat an alle - naht der Pups, stillhalten und Ruhe bewahren. Starke Nerven werden auch diese Situation meistern.
Um wiederum die eigene Nervenstärke zu stählen, kann man folgende Dinge tun:
  • als Führer(in) eines KFZ am Montrealer Straßenverkehr teilnehmen
  • als Mitarbeiter in einem beliebigen nordamerikanischen Unternehmen die allgemeine Organisation der Geschäftsangelegenheiten beobachten
  • sich einen Hund anschaffen und umringt von aus dem Winterschlaf erwachten, tagaktiven, halbzahmen, munter pfeifenden Murmeltieren (wie Biber ohne Schwanz und ohne Wasser) ahnungslos den Park betreten
  • abends beim Joggen mit Hund in der Dämmerung neugierige Stinktierpärchen treffen
  • die Renovierung oder bloße Baustelle eines Wohnhauses beobachten
Letzteres möchte F. nun mit Fotos belegen. Dieses Haus war vorher mit einer dünnen (5cm) Zierschicht Ziegel verkleidet. Um den Schutt aus dem Haus zu entfernen, benutzte man nicht etwa die ohnehin kaputten Fenster, nein, man sägte ein Loch in die Stirnwand:Mit Tüchern (!) vermummte Bauarbeiter (nicht im Bild) räumten den Schutt, der vorher einfach durch das Loch nach draußen geworfen worden war, in einen Container. Von einer Schuttröhre, Staubschutz, Fangnetz oder Atemmasken keine Spur. Zwischendurch bleibt die Baustelle mehrere Tage unberührt stehen. Entweder wird nachgedacht, was man als nächstes machen könnte oder die an Atemnot und Lungenödem verendeten Arbeiter müssen ersetzt werden. Hier nochmal eine Nahaufnahme der Außenwand, links das sich anschließende Nachbarhaus. Die Stärke der Wand inklusive Zierziegel und Holz beträgt ca. 15 cm, eine Dämmung war auch innen nicht zu erkennen.Kein Wunder, daß man in solchen Höhlen friert. A.s und F.s Haus ist ähnlich gebaut. So sieht übrigens ein neugebautes Haus aus, bevor die Zierziegelschicht angebracht wurde. Bei den Wänden handelt es sich um Pressspanplatten, die mit Drucklufttackern zusammengeschustert wurden. Die Verpackungsfolie klebt schon seit 2 Monaten am Gebäude, dessen Fenster sich nicht öffnen lassen (man hat ja eine Klimaanlage). Beinahe alle Häuser des Landes mit weniger als 5 Stockwerken erblicken auf diese sonderbare Art und Weise das Licht der Welt. Ausschließlich im reichsten Teil der Stadt, in dem Gebäude stehen, die auch F. eindeutig als vollwertige Häuser bezeichnen würde, kann man steinerne Bauwerke bewundern. Zuviel Biogas sollte man somit im herkömmlichen kanadischen Hause nicht produzieren, denn es könnte unter Umständen davonfliegen.

3 Kommentare:

  1. Das ist die Härte! Jetzt muss ich über deinen Biogasabfall nachdenken, darüber ob die Beschreibung zur Verhinderung der Ausbreitung einen 2. eigenen Test benötigt, oder ich dir einfach und unkompliziert Glauben schenke UND über die Bezeichnung Häuser im Puppenhausbaustil.
    Nö! Ich find nur wieder wie immer: Du schreibst und formulierst zum gröhlen gut ;-)

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  2. Wenn du an Vergasung verstorben bist, erwarte ich eine Mittelung darüber! :-)
    Ansonsten gugge ma: http://www.hundefreunde-sachsen.de/

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  3. kommentatorenschreck12. April 2009 um 22:05

    *hihi* ... und ich bin wieder mal die Leidtragende - sowohl der Gasvergiftung als auch des dünnwandigen Häuserbaus. Menno, liebe F., was frieren wir immer noch! Sach mal, hast Du allerdings auch schon mal im Kühlschrank geschlafen? Ich fühle mich beinahe gerüstet. Dichte Fenster in D., Halleluja!
    Übrigens sind meine Hände schon wieder sehr abgekühlt. Vielleicht sollte ich den Computer Computer sein lassen und Dir lieber beim Kochen helfen?

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