Dienstag, 14. April 2009

Tausche zweimal Tierequälen gegen einmal im Teich baden

Vorgestern fuhren F., A. und J. ein zweites Mal in den Naturpark Pointe-aux-Prairies, bei dem es sich in Wirklichkeit einfach um ein kleines Wäldchen handelt. Wäldchen klingt aber wohl zu banal, deswegen heißt der Flecken Erde halt Naturpark. Man startete um drei recht spät, da es vorher noch eine Roststelle am Gefährt zu verarzten gab.
F. - in ihrem unendlichen handwerklichen Geschick - schmirgelte losen Rost ab, vertraute blind auf den am Lacksprühdosendeckel angegebenen Rotton und sprühte munter drauf los. Nun sieht der Wagen von einer Seite aus, als wäre er entwedervon jugendlichen Vandalen oder einem farbenblinden Hobbylackierer attackiert worden. Das Rot ist nämlich eher ein dunkles Orange und paßt nicht mal ansatzweise zum feschen Bordeauxrot des Straßenkreuzers. Statt wie sonst mit stolz erhobenem Haupt den Automatikschalthebel zu betätigen, fährt F.s Ego nun arg geprellt im weinroten Plüschsitz spazieren. Demnächst wird neue Farbe gekauft, deren Deckel hoffentlich nicht wieder ein mieser Lügner ist. Den 80jährigen chinesischen Senioren, die in Nachtschichten für drei Cent die Stunde 16 Stunden am Tag Lackdosendeckel per Hand mit ganz kleinen Pinseln in unzureichend beleuchteten Kellergruften anmalen, um ihre Rente aufzubessern, wünscht F. zwar keine Kürzung ihrer mitternächtlichen, unbezahlten 5-Minutenpause, dafür aber noch kleinere Pinsel - ungefähr von der Größe, wie sie in den Malen-nach-Zahlen Sets enthalten sind. Natürlich trifft die Chinesen an sich gar keine Schuld, aber wenn F.s Auto leiden muß, sind rabiate Maßnahmen angebracht.

Mit dem Vandalenkreuzer kam man also 16:00 Uhr am Park an, der weit abseits der ohnehin nur dürftig zivilisierten kanadischen Stadt liegt. Die Öffnungszeiten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang sind reichlich bemessen und man wog sich in der Annahme, noch drei schöne Stunden spazierengehend zu verbringen. Nach anderthalb Stunden vergnügten Laufens brauste jedoch laut hupend ein Parküberwachungsauto heran, dessen Fahrer F. und A. mit finsterem Gesicht mitteilte, daß der Park wohl schon bis zum Sonnenuntergang geöffnet sei - der Parkplatz allerdings nur bis halb fünf. Welchen Sinn dies haben soll, wo man doch ohne Auto niemals zum Park gelangen kann und weit und breit keine andere Parkmöglichkeit existiert, das wird traurigerweise auf immerdar vor dem Auge der Logik verborgen bleiben. Das ärgerliche Männchen schärfte den drei Spaziermädels ein, auf schnellstem Wege zurückzulaufen und rollte von dannen.
A., F. und J. tippelten also rasch zum Auto zurück und fanden unter dem Scheibenwischer folgenden schönen Zettel:Für alle armen Menschen, die des Französischen nicht mächtig sind, ein kurzer Auszug auf Deutsch:
  • Im Park mit unangeleintem Hund oder einer Leine >2m spazierengehen. - 75$
  • Hundekot nicht sofort hygienisch entfernen. - 75$
  • Mit Hund in Teile des Parkes gehen, die für Hunde verboten sind. - 75$ (Anm. v. F.: Hunde sind auf bestimmten Wegen ganz verboten.)
  • Betreten des Parks mit mehr als einem Hund. - 75$
  • Den Hund in einem Gewässer baden lassen. - 75$
  • Ein Wildtier verletzen, quälen, fangen oder füttern. - 42$
  • Fischen an verbotenen Stellen. - 42$
  • Aktivitäten nachgehen, die im Park nicht angeboten werden. - 42$
  • Nach dem Schließen des Parkplatzes um 16:30 Uhr ein Auto auf selbigem parken. - 42$
Alle Vergehen, die mit einem Hund zu tun haben, sind fast doppelt so teuer, wie die restlichen kriminellen Dinge. Besonders besorgt ist F., daß man zum Preis von zwei gequälten/verletzten Wildtieren auch einmal den Hund in den Teich hüpfen lassen kann. Eine Portion Tierequälen wird demnach als weniger verwerflich eingestuft, als der im Tümpel watende Hund. Was unter "Aktivitäten, die im Park nicht angeboten werden" zu verstehen ist, bleibt unklar. Sollte man also wirklich für's Federballspielen (wird nicht angeboten) auf der Wiese 42$ zahlen müssen? Und wenn man sich einen Billardtisch mitbringt und eine Runde Pool spielt, kostet das genauso? Oder sollten nicht jugendfreie Handlungen gemeint sein? Sex und Drogenhandel werden im Naturpark schließlich auch nicht angeboten. Stuhlgang und Urinablassen für Menschen hingegen wird angeboten, jedoch nur an dafür vorgesehenen Stellen. Pullern im Gebüsch kostet also auch.
F., A. und J. jedenfalls haben sich an diesem Tage gleich mehrerer Dinge schuldig gemacht; sie haben
  • den Hund zeitweise ohne Leine laufen gelassen und eine Leine benutzt, die länger als 2m war - 75$
  • den Hund im Teich baden lassen - 75$
  • mit Hund Wege betreten, die für Hunde ganz verboten sind - 75$
  • ins Gebüsch gepullert - 42$
  • das Auto nach 16:30 Uhr geparkt - 42$
Macht zusammen 309$ - ein teurer Ausflug. Zum Glück wurden die Missetäter aber nur beim späten Parken (mit korrektem Parkzettel für 7$) erwischt und zum Glück ist der Zettel auch nur eine Verwarnung, denn der Parkwächter selbst darf keine Strafzettel verteilen. Dazu muß er die Polizei rufen, was er aber in seiner Güte nicht tat. So kamen die subversiven Subjekte ein weiteres Mal ungeschoren davon. Hämisch kicherten sie über diesen Erfolg: Heute pullern sie in den Park und morgen erobern sie die ganze Welt!



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