Donnerstag, 3. Dezember 2009

Chinesenfleisch ist tabu

F. wurde letztens von einer netten Person gefragt, warum Hunde bisweilen Leute beißen würden.  Da fiel der F. ein, daß sie die Antwort auf diese Frage zwar  im Prinzip weiß - soweit ein Mensch sie wissen kann - der Sachverhalt aber doch sehr schwer an Nichthundehalter weiterzuvermitteln ist. Deswegen müssen nun die Chinesen herhalten. Bevor wir aber zu denen kommen, ein paar kurze Anmerkungen:
  • Hunde haben keine Hände und können sich nur eingeschränkt verbal äußern. Sind sie also in einer Situation, die ihnen Ungemach bereitet, können sie weder fuchteln, noch schubsen. Als dem Durchschnittsmenschen verständliche Gesten bleiben Ihnen nur das Wegrennen, Knurren, Bellen, Schnappen, Beißen oder Unterwerfen. All die anderen subtilen Zeichen und Ausdrucksmittel bemerkt der unbedarfte Mensch - selbst dann wenn er selbst Hundehalter ist - meistens nicht. Blöderweise werden drei dieser fünf Verhaltensoptionen vom Menschen schon als aggressiv eingestuft und der Reigen möglicher Alternativen schrumpft auf ganze zwei akzeptable Mittel zusammen. Keine guten Karten für den Hund, das erkennt man selbst ohne große Stochastikbegabung.
  • Nicht der Hund ist am Dilemma schuld, sondern der Halter. Immer, immer, immer der Halter. Weil er ein Vollidiot ist (im schlimmsten Falle), weil er nicht vorausschauend handelt, sich nicht informiert hat, faul ist, kein Interesse zeigt, eigentlich gar keinen Hund haben sollte, einen schlechten Tag hatte, grad am Handy telefoniert, weil ihm das alles schlicht egal ist, etc., etc., pp.
  • Ein Hund ist kein Spielzeug und auch kein knuffiger Gefährte für die Kinder. Er wird den Nachwuchs nicht Rücksichtnahme und Nächstenliebe lehren. Sollten die Eltern diese Erziehungsziele nicht selbständig verwirklichen können, sind sie mit Sicherheit auch nicht dazu in der Lage, einen Hund zu führen.
  • Es ist vollkommen rille, wie groß der Hund ist. Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund. Vor dem Gassi ist nach dem Gassi. Eine Gassirunde hat 90 Minuten, oder 60 oder 30. 
Nun zu den Chinesen. Da Hunde eine gänzlich andere Sprache sprechen als wir Menschen, zieht F. als Vergleich nun die Chinesen hinzu, aber nicht irgendwelche Chinesen, sondern ganz besondere. Man stelle sich also vor, vor die chinesische Bevölkerung hätte in den letzten Jahrzehnten nicht auf minderjährige Möbelpolierer und Teppichknüpfer gesetzt, sondern wäre ins All gefahren. Dort hätten sie einen tollen Planeten gefunden und eine Kolonie gegründet, in der man noch viel viel günstiger Kinderarbeit zu niedrigen Löhnen betreiben kann. Nebenbei wären diese Raumfahrerchinesen durch die außerirdische Flora und Fauna auch grundlegend neu sozialisiert worden und hätten eine neuartige Version menschlicher Körpersprache entwickelt. Chinesisch sprächen sie natürlich weiterhin.
Nun verhandelt Neuchina ein Schüleraustauschabkommen mit Castropp-Rauxel. Einzelne chinesische Kinder sollen vorübergehend Urlaub bekommen vom Teppichknüpfen und Markenkleidungfälschen. Ein chinesisch-außerirdischer Junge gerät in eine deutsche Familie. Er kennt die Körpersprache nicht, seine Sprache wird nicht verstanden und er spricht die Sprache des Gastlandes nicht; sein Heimatland hat andere Bräuche und Lebensgewohnheiten als sein jetziger Aufenthaltsort. Er mag die Gastfamilie, ist sich aber nicht sicher, was diese von ihm erwartet. Gleichzeitig muß er auch an seine eigenen Bedürfnisse denken. Da die chinesisch-außerirdische Nation in Deutschland noch keinen Botschaft hat, weil der Wohnungsmarkt gerade völlig überlaufen ist, stehen dem Jungen auch keinen Beratung oder Hilfe zur Verfügung. Die Gasteltern sind sich der kulturellen Unterschiede nur bedingt bewußt. Eine schwierige Situation.
Ähnlich könnte man sich einen jungen Hund vorstellen, der in eine Menschenfamilie kommt. Auch er kann seine Menschen nicht verstehen, weil sie körperlich wie sprachlich eine vollkommen andere Sprache sprechen. Dabei wissen sie meist nicht um die Misere und behandeln den Hund wie eine stark vereinfachte, tierische Variante Mensch. Unbewußt überfordern (Bedrängen, Erschrecken, falsches Maßregeln) oder unterfordern  (keine ausreichende, hundegerechte Beschäftigung, Langeweile, Frustration, mangelnde Triebkontrolle) sie den Hund. In manchen Fällen kommt es auch zu starker körperlicher oder psychischer Misshandlung - so als hätte man den außerirdischen Chinesen in eine Gastfamilie von NPD-Anhängern in die Sächsische Schweiz geschickt. Seltener hat der Hund Schmerzen oder eine unerkannte Krankheit, die kritisches Verhalten nach sich ziehen.
All diese Komponenten können dazu führen, daß der Chinese seinen Schüleraustausch abbricht und lieber wieder für 50 Cent die Woche Möbel mit bloßen Händen in dunklen Kellern poliert. Der Hund hat diese Möglichkeit leider nicht, ihm bleibt nur ein lebenslanger Aufenthalt in der Gastfamilie.
F. findet den Vergleich von Hunden und Chinesen von anderen Planeten mittlerweile leicht befremdlich. Eine kleine Portion ungewollte Ironie steckt aber schon im Bildnis, wird Chinesen doch immer wieder vorgeworfen, sie würden Hunde verspeisen. Beim Gedanken an solcherlei Bräuche dreht sich dem ach so tierlieben Europäer der Magen um. Auch Pferde mag mancher nicht essen. F. wundert sich über derlei Gedankengut. Zwar würde sie statt eines Hundes niemals eine Kuh als Haustier halten und Gassi führen, findet letztere aber trotzdem nicht weniger sympathisch. In die angebotene Hundewurst würde sie aus diesem Grunde auch herzhaft beißen, vorausgesetzt das Fleisch stammte aus verantwortungsbewußter Biohaltung und gewisse ethische Grundsätze bei der Schlachtung wären berücksichtigt worden.
Chinesen - ob außerirdisch oder von sonstwo - würde F. aber niemals essen. Sie werden in viel zu großen Gruppen gehalten und unkontrolliert in Stadien erschossen. Vereinheitlichte Biosiegel sind hier nicht bekannt, also: Vorsicht!

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