Freitag, 18. Dezember 2009

Plus schlägt Netto, verliert aber trotzdem.

Am Dienstag ging F. in den Netto, um Leckeres zu kaufen. Die Supermarktkette Netto überschwemmt mittlerweile die Stadt mit Filialen und hat den weitaus sympathischeren Plusmarkt verdrängt. Plus wirkte in seinem frischen Orange-Blau mit den kichrigen Kleinen Preisen immer sehr anziehend auf F. Dort durfte man auch Bio-Produkte kaufen, die derart billig waren, daß sie niemals wirklich bio sein konnten. Plus hatte Charme. Könnten Aral und Obi heiraten, sich fortpflanzen und würden sich obendrein für Lebensmittel interessieren, hieße ihr Nachwuchs Plus. Damit ist es aber nun vorbei: Aral und Obi sind kinderlos, stattdessen gibt es an jeder Ecke einen Netto, dessen brummige Eltern Jet und Agip dem Sohnemann nur Verwerfliches mit auf den Lebensweg geben konnten. So existieren zwar noch immer vereinzelte Bio-Produkte zu unverschämt billigen Preisen, jetzt aber in rot-gelb und ohne infantiles Werbegequietsche.
An den Nettokassen hängen Schilder, auf denen steht, daß die Mitarbeiter angewiesen sind, eine neue Kasse aufzumachen, wenn mehr als fünf Kunden an der Kasse warten. Natürlich stimmt das nie und nimmer, weil viel zu wenige Mitarbeiter im doofen Nettogeschäft racken, als daß man dieses Versprechen einzulösen in der Lage wäre (vielleicht können die Nettoleute auch einfach nicht zählen - das hält F. aber für unwahrscheinlich). Jedenfalls lastet durch das unsägliche Schild ein großer Druck auf den Schultern der Supermarktangestellten: Sie bekommen Gramesfalten im Gesicht und altern schneller. Deswegen kamen die unzurechnungsfähigen Nettobetreiber auf die schöne Idee, jedem Mitarbeiter ein Schildchen an die Brust zu heften, auf dem steht: "Ich bin freundlich!" Sollte man also durch das - zweifelsohne meistens tadellose - Verhalten der KassiererInnen nicht schon bemerkt haben, daß diese ein nettes Völkchen sind, kann man zur Sicherheit immer nochmal auf dem Schildchen nachlesen. Es ist folglich vollkommen egal, wie sich der gemeine Nettomensch in Wirklichkeit verhält: Das Schild definiert sein Verhalten per se als "freundlich". Schließlich ändert sich der Text ja nicht, wenn die Kassiererin doch mal eine blöde Pottsau ist. Dann steht da immernoch "Ich bin freundlich!" und nicht etwa "Ich bin eine blöde Pottsau!" Sicher wäre das auch viel zu teuer, Schildchen herzustellen, deren Aufschrift sich je nach Befinden des Trägers ändert.
Gäbe es aber derartige Schilder, so hätte letzten Dienstag auf dem von F.s Kassiererin gestanden: "Ich weiß zwar nicht, wie die Frucht heißt, die Sie da eben auf das Band gelegt haben, bin aber trotzdem total nett!" Die Frucht hieß Pitaya - auch als Drachenfrucht bekannt - und war für unglaubliche EUR 1,79 das Stück im Angebot. Normalerweise sind diese Dinger viel teurer und da es auch schön weiche, knallig pinke Exemplare gab, schlug F. gleich zu. Schließlich hatte A. ihr gebeichtet, noch nie eine Pitaya verzehrt zu haben und diesem Mißstand mußte ein Ende gesetzt werden. Da half es auch nichts, daß die Pitaya im Dezember in hiesigen Breiten noch viel viel fehl am Platzer war, als ohnehin schon in all den anderen deutschen Jahreszeiten. Per klimazerstörendem Flugzeug mußte sie eh gekommen sein - also schnell rein in den Einkaufswagen und ab nach Hause. Blöderweise stellte sich später heraus, daß die arme Pitaya wahrscheinlich fast schon als Blüte vom Baum gerissen und verschickt wurde, denn sie schmeckte überhaupt nicht. Knallig pink und weich hin oder her, das  Früchtchen schmeckte nach Zimmerpflanze. Im zarten Alter von 14 Jahren verspeiste F. einmal mehrere Ficus Benjamini Blätter, um ihrer zweijährigen Schwester zu imponieren (die daraufhin beim Anblick des Essaktes heftig zu würgen begann) und genau wie damals jene kleinen Blättchen schmeckte nun die Drachenfrucht. Aus diesem Grunde wurden ihre Reste in kleine Stückchen geschnitten, in den Hundenapf verfrachtet und mt Kürbiskernöl übergossen. Dann bot man sie J. an, die den Ficusersatz begeistert verschlang.


Und die Moral von der Geschicht':

a) Ficusblätter ißt man nicht.
b) Pitayas kauf' bei Netto nicht.
c) F. Ficus ißt, die Schwester bricht.
d) Bei Netto herrscht FreundLICHkeitspflicht.
e) Sieben Silben reichen nicht.



2 Kommentare:

  1. wäre ich auch nur 5 Minuten in deinem Geist gefangen,
    ich würde wahnsinnig! :-)))

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  2. Wenn Du da fünf Minuten mit mir eingesperrt wärst, fänd ich das auch nicht so dufte...

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