Donnerstag, 31. Dezember 2009

Wenn Antibiotikum und Kortison sich im Magen die Hand reichen


Die letzten drei Wochen war F. krank. Erst eine Woche Halsschmerzen, dann zwei Wochen Husten. Eingenommen wurden über Vitamin C, Opiate wie Capvat und Codein, Silomat, Mucosolvan bis hinzu Monopax (ein homöopathischer Hustenstiller) und ACC akut so ziemlich alle möglichen Mittel, die die Apoheke und der Arzt so hergaben. Als über das Internet ordentlich informierte Person war sich F. schon sicher, Keuchhusten zu haben, als sie herausfand, daß sie gegen eben jenen geimpft ist. Schließlich wurde es ihr zu bunt! Energisch knallte sie mit der Faust auf die Tischplatte, wobei die Tastatur ein bißchen emporhopste. Ihre durch das viele Husten famos gestählten Bauchmuskeln spannten sich entschloßen und sie wetzte zum Arzt. Der urlaubte momentan, also wurde die Vertretung aufgesucht.
Hierbei handelte es sich um eine Allgemeinmedizinerin Anfang 60, die F. bereits in vorigen Gesprächen anvertraut hatte, daß sie - sollte ein Neuanfang trotz ihres hohen Alters irgendwann einmal möglich sein - viel lieber Gärtnerin würde. All die rumnölenden Rentner und Arbeitnehmer mit ihren immergleichen Wehwehchen und Nullachtfuffznkrankheiten gingen ihr gehörig auf den Zeiger. Sie sehnte sich nach neuen Abenteuern! Entweder müßte die Cholera die halbe Kleinstadt hinwegraffen oder sie würde eine kleine Melodie summend Stauden beschneiden und Wasser auf Blümchen zerstäuben. Es könnte auch ein Meteorit mit Vollkaracho vor dem Edekageschäft aufknallen und eine noch unbekannte, dabei aber sehr rätselhafte und tödliche Krankheit verbreiten, die sich beharrlich allen Heilungsversuchen zu entziehen anschicken würde. Soviele Möglichkeiten gab es und doch saß die alte Frau Doktor noch immer in ihrer langweiligen allgemeinmedizinischen Praxis und ließ sich in die Tastaturritzen husten. Auch F. machte diesmal keine Ausnahme. Nach dreisekündigem Abhorchen des Patiententorsos war eine Therapie beschlossen, es wurden zwei Medikamente verschrieben. Die Ärztin machte keine halben Sachen und verschrieb gleich ein Antibiotikum und Kortison. Auf einem Bein kann man nicht stehen. In der Apotheke waren die beiden Präparate schon aus und mußten nachbestellt werden, was darauf schließen ließ, daß der Frau Doktor diese feine Therapieform an jenem Tage nicht das erste Mal eingefallen war. Zur Sicherheit kaufte F. zusätzlich noch ein neues Döschen Darmbakterienkapseln, um dem erneuten Wegmähen ihrer Darmflora vorzubeugen. Der Husten ist übrigens noch immer da, doch die Schlacht soll nicht verloren sein! Es gibt immer noch eine stärkere Chemikalie! Diesen Bösewicht gedenken wir auszuräuchern und zwar mit Kind und Kegel. Eine erbitterter Kampf wütet und eine rote Sonne wird aufgehen. Fortan soll der Husten den Namen 'Blödmann' tragen und von jedermann finster angeblickt werden. Gesellschaftliche Ausgrenzung kann auch Therapie sein. Das soll natürlich nicht heißen, daß F. den Husten anders behandelt, als sie z.B. einem Schnupfen oder der Lepra entgegentreten würde. Vor dem Gesetz sind alle Krankheiten gleich. Zwar begehen nur fünf Prozent der Krankheiten fast 85 Prozent der Missetaten am menschlichen Körper, dies darf aber keineswegs ein Grund sein, einige von ihnen ärger zu verdammen, als andere. Hier muß noch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Es braucht dringend mehr Streetworker, denn in den Köpfen fangen Veränderungen an.

5 Kommentare:

  1. Antibiotika und Kortison?
    War das zufällig eine Tierärztin?

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  2. Ach ja, ein Zusatz noch: Die Arzneimittel, die oft verordnet werden, hat die Apotheke in der Regel auf Lager. Nur das was selten verschrieben wird muss sie bestellen - so hat man mir das mal in unserer Apotheke erklärt, als ich mal fragte, warum meine Sachen denn niemals vorrätig sind.

    Gute Besserung!

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  3. Nee, keine Tierärztin. War aufgrund großer Nachfrage nicht mehr da, denn die Apothekerin meinte: "Das hamwer nich mehr, das ham heut schon so viele Leute geholt. Normalweise hamwer da ganz viel von."

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  4. Gute Besserung an die Bakterien! Durchhalten sei ihre Devise :-)

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  5. Ich hoffe mal, damit sind die Darmbakterien gemeint. Ansonsten spuck ich in einen Briefumschlag und schicke Dir den Husten per Eilpost rüber.

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